Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte

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großen Saale des Schlosses setzte sich Friedrich selbst die Krone 
aufs Haupt. Damit wollte er andeuten, daß er sie keinem Men- 
schert, sondern nur Gott zu verdanken habe. Dann ergriff er eine 
zweite Krone und zierte damit das Haupt seiner Gemahlin Sophie 
Charlotte. Nachdem die Anwesenden den Eid der Treue ge- 
schworen hatten, ging es im feierlichen Zuge nach der Schloß- 
Kirche. Der Weg war mit rotem Tuche belegt; links und rechts 
standen Soldaten zu Fuß und zu Roß. Der König und die 
Königin schritten je unter einem prachtvollen Thronhimmel, der 
von zehn Edelleuten getragen wurde. In der Kirche knieten die 
Majestäten nach dem Gottesdienste vor dem Altare nieder und 
empfingen die heilige Salbung. Gebet und Gesang beschlossen 
die erhebende Feier. Unter dem Jubel der Bevölkerung ging es 
zum Schlosse zurück, wo das Krönungsmahl eingenommen wurde. 
Auch für Belustigung des Volkes war gesorgt worden. Auf dem 
Schloßplatze wurde ein großer Ochse, der mit Hasen, Hühnern und 
Rehen gefüllt war, gebraten und unter die Menge verteilt. Ein 
Springbrunnen mit zwei Adlern spendete unablässig roten und 
weißen Wein. Außerdem erhielten die Bürger Denkmünzen und 
das Tuch, das man auf den Weg zur Kirche gelegt hatte. Den 
Armen schenkte der König Geld, und zur Erbauung eines Waisen- 
Hauses in Königsberg und Berlin gab er 30000 Mark. 
Mit der Erwerbung der Königskrone war kein Zuwachs 
an Macht verbunden; dennoch war sie für das Land von großer 
Bedeutung. Von jetzt ab hatten die Gebiete der Hohenzollern 
einen gemeinsamen Namen, und außerdem erhielt die Armee ein 
einheitliches Zeichen, die fchwarz-weiße Fahne. 
4. Friedrich I. als Herrscher. 
Friedrich war ein Förderer der Künste und Wissenschaften. 
Besonders verschönerte er Berlin durch prachtvolle Gebäude. Er 
ließ das Zeughaus erbauen, das heute noch als Ruhmeshalle 
des preußischen Staates dient, und das Königliche Schloß er- 
weitern und erneuern. Seinem großen Vater errichtete er ein 
herrliches Reiterstandbild, das der berühmte Bildhauer Andreas 
Schlüter entworfen hatte. In Halle gründete er eine neue Uni- 
versität. Einer der ersten Lehrer an der neuen Hochschule war 
August Hermann Francke, der Erbauer des Hallischen Waisen- 
Hauses. 
Die Seele der künstlerischen und wissenschaftlichen Bestre- 
bungen war die Gemahlin des Königs, Sophie Charlotte. Sie 
entstammte dem hannoverschen Fürstenhause und hatte in Paris 
eine vorzügliche Erziehung genossen. Am liebsten lebte sie auf 
ihrem Schlosse Charlottenburg. Hier versammelte sie einen Kreis 
kluger Männer und Frauen um sich, lauschte den geistreichen
	        
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