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recht ungünstig! Napoleon hatte nämlich einem Teile seines Heeres
befohlen, die preußische Stadt Saarbrücken einzunehmen. Die
kleine Besatzung von 800 Mann zog sich fechtend zurück. Na-
poleon selbst war bei dem Kampfe zugegen, und sein junger
Sohn, Prinz Louis, gewöhnlich Prinz Lulu genannt, feuerte das
erste Geschütz ab. In Paris jubelte die Bevölkerung auf, als
die Nachricht von dem großen Siege eintraf. Überall meinte man,
die tapferen Truppen würden bald ihren Einzug in Berlin halten.
Aber die Franzosen sollten sich arg getäuscht haben.
Kronprinz Friedrich Wilhelm überschritt zuerst die französische
Grenze. Am 4. August kam es bei Weißenburg zum ersten
Gefechte. Eine feindliche Division hatte die Stadt und den süd-
lieh davon gelegenen Geisberg besetzt. Auf der Höhe standen
hauptsächlich die schwarzen Turkos, Truppen aus den französischen
Kolonien. Nach erbittertem Kampfe erstürmten die Preußen und
Bayern die Stadt und den Berg und zersprengten die Feinde.
Deutsche Söhne aus Nord und Süd hatten gemeinsam den ersten
Sieg erfochten.
Als Mac Mahon die Niederlage von Weißenburg erfuhr,
zog er schnell seine Armee zusammen. Auf dem Höhenzuge bei
Wörth, der durch Feldbefestigungen aller Art fast uneinnehmbar
gemacht wurde, fanden die Franzosen eine vortreffliche Aufstellung.
Außerdem zog sich am Fuße der Höhe ein ziemlich breites Tal
hin, das von den weittragenden Gewehren der Feinde bestrichen
werden konnte. Dennoch griffen die Deutschen am 6. August be-
herzt an, durchschritten unter großen Verlusten die Niederung, er-
stiegen von allen Seiten die Hügel und eroberten schließlich das
Dorf Frösch weiler, das auf der Höhe lag und den Schlüssel
der französischen Stellung bildete. Der geschlagene Feind eilte in
wilder Flucht durch die Pässe des Wasgenwaldes. Leider
war die deutsche Reiterei nicht zahlreich genug zur Stelle, sonst
wäre die Niederlage sür die Franzosen vernichtend geworden.
• Unterdessen hatten auch die erste und zweite Armee ihren
Vormarsch nach der Grenze angetreten. Am 6. August stießen
sie auf den Feind. Ein französisches Korps hatte die steilen
Höhen von Spichern südlich von Saarbrücken besetzt und er-
wartete in geschützter Stellung den Angriff. Und doch stürmten
die Deutschen vor. Auf Füßen und Händen kriechend, das Ge-
wehr als Stütze benutzend, suchten die Tapferen die Höhen zu er-
klimmen. Gleich zu Anfang der Schlacht sank General von
Francis, von fünf Kugel durchbohrt, vom Rosse. Er verschied
mit den Worten: „Es ist doch ein schöner Tod auf dem Schlacht-
felde; ich sterbe gern, da ich sehe, daß das Gefecht vorwärts geht."
Nach furchtbaren Anstrengungen waren die Franzosen an allen
Punkten geschlagen. — Das waren drei herrliche Siege; sie be¬
freiten unser Vaterland von der Gefahr eines feindlichen Einfalls