§ 23. Friedrich II., der Große. 1740—1786.
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Sorgfalt und Strenge einexerziert, wobei ihm der Feldmarschall Leo-
pold von Dessau vorzügliche Dienste leistete. Der „alte Dessauer"
führte den Gleichschritt, den eisernen Ladestock, das gleichzeitige Feuern
und das Bajonett ein. So erhielt Preußen eine trefflich geübte,
starke Armee, von der man die ruhmvollsten Taten erwarten konnte.
4. Des Königs Bedeutung für Preußen. In treuer Pflicht-
erfüllung sorgte König Friedrich Wilhelm I. für das Wohl seines
Landes. Er meinte: „Gott hat den König nicht eingesetzt, um seine
Tage im Genuß zuzubringen, wie die meisten tun, sondern um sein
Land zu regieren. Zur Arbeit sind die Regenten erkoren. Will^Mung
aber der Fürst Ehre erwerben, so muß er seine Geschäfte selbst voll-
ziehen." — Sein Nachfolger, an den er diese Worte richtete, erbte
von ihm ein Land, das nur wenig über 2 Millionen Einwohner
zählte, aber so wohl geordnet und stark war, daß es sich mit weit
größeren Staaten messen durfte. Indem der König seine Kriegs¬
macht vermehrte, einen vortrefflichen Beamtenstand schuf, den Wohl-
stand seines Landes hob und durch Sparsamkeit den Staatsschatz
füllte, sorgte er für die Zukunft. Ohne die gewissenhafte Arbeit
dieses Königs hätte schwerlich der preußische Staat einmal die Führung
Deutschlands übernehmen können.
§ 23. Friedrich II., der Große. 1740-1786.
1. Friedrichs Jugend. Der dritte preußische König war
Friedrich Wilhelms I. Sohn, Friedrich II., der Große. Er re-
gierte von 1470 bis 1786. Seine Jugendzeit war nicht leicht; denn Strenge Er-
streng wie gegen seine Untertanen war Friedrich Wilhelm gegen den A^Anzen
Thronfolger. Vor allem wollte er ihn zu einem tüchtigen Soldaten
heranbilden; schon früh wurde daher der Prinz zu allen militärischen
Übungen angehalten. In seinem zehnten Jahre mußte er bereits gleich
einem gemeinen Soldaten, trotz Wind und Wetter, mit Tasche und
Flinte auf die Schloßwache ziehen und Schildwache stehen. Das unauf¬
hörliche Exerzieren gefiel aber dem lebhaften Knaben nicht. Er las
lieber französische Bücher, machte Gedichte und blies die Flöte. Das
war dem derben Sinn des Vaters zuwider; er fürchtete, aus seinem
Sohne werde kein rechter Fürst werden. „Fritz," sagte er verdrießlich,
„ist ein Querpfeifer und Poet; er macht sich nichts aus den Sol¬
daten und wird mir meine ganze Arbeit verderben."
Weil Friedrich von seinen Liebhabereien nicht abließ, wurde
sein Vater immer strenger gegen ihn. Da faßte der Prinz den