Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte (H. 1 = Kl. 5)

4 
Friedensarbeit. 
2. Hriedensarbeit. Sofort begann der Kurfürst das schwere Merk, die Wunden 
des Krieges zu heilen. Aus den Niederlanden bezog er für seine armen Bauern Saat¬ 
getreide und Vieh. 3n die entvölkerten Dörfer und Städte rief er Ansiedler aus der 
Schweiz und aus den Niederlanden. Aus den kurfürstlichen Waldungen erhielten 
Bauern und Bürger Bauholz umsonst, soviel sie brauchten. So waltete der Kurfürst 
als ein wahrer Landesvater. 
5. Die Granierin. Eine gleichgesinnt? Gehilfin war ihm feine junge Gemahlin 
Luife Henriette von (Dräniert, eine niederländische Fürstentochter. Als sie in das 
Land einzog und das namenlose (Elend sah, traten ihr Tränen in die Augen. So warm 
schlug ihr Herz in Mitleid und Liebe für ihre neuen Landeskinder. 
Kaum zwei Meilen nördlich von Berlin lag inmitten von Miefen und Teichen 
ein Jagdhaus, das der Granierin recht gefiel. 3hr Gemahl ließ es zu einem kleinen 
Schloß ausbauen. Hier weilte sie seitdem besonders gern und richtete eine Land- und 
Gartenwirtschaft ein. Rundum erwuchs allmählich eine freundliche Stadt. Schloß und 
Stadt erhielt zu (Ehren der Granierin den Namen (Oranienburg. 
4. Häusliches Leben. Fürst und Fürstin gingen in ihrer Haus- und Hofhaltung 
dem Volk mit gutem Beispiel voran. Das Schloß in Berlin, damals noch kleiner wie 
heute, war in der langen Kriegszeit äußerst schadhaft geworden. Ts mußte erst aus¬ 
gebessert und neu gedeckt werden, damit man wieder darin wohnen konnte. (Eifrig 
pflegten der Kurfürst und feine Gemahlin auch den Gartenbau. 3n ihrem „Lust¬ 
garten" vor dem Schlosse wurden unter ihren Augen Blumen und Gemüse, auch nieder- 
ländischer Tabak und die ersten Kartoffeln angepflanzt. 
5. Der Segelt seiner Regierung. Unter der Fürsorge des Kurfürsten begann 
das Land wieder aufzublühen. Nicht bloß den Ackerbau, fondern auch Handel und 
Verkehr hat er wieder emporgebracht. Für fein ganzes Land richtete er das Post- 
tvefen ein. Auch einen Kanal ließ er bauen, der die Oder mit der Spree verbindet; 
er heißt der Rlüllrofer Kanal; zu (Ehren des Kurfürsten wird er auch der Friedrich- 
Wilhelms-Kanal genannt. 
Der Kurfürft als KriegsHelö. 
„Herr Kurfürst Friedrich Wilhelm, der große Kriegesheld, 
seht, wie er auf dem Schimmel vor den Geschützen hält!" — 
Gründung eines stehenden Heeres. Während des großen Krieges hatte 
Brandenburg kein tüchtiges Heer; deshalb mußte es von feindlichen Kriegsscharen so 
Schweres ertragen. — Der Kurfürst schuf sofort ein kleines, aber tüchtiges Heer. 
Seine Soldaten sollten nicht erst vor einem Kriege angeworben werden, wie es da¬ 
mals Brauch war; sie blieben ständig ober „stehend" in Diensten. Friedrich Wilhelm 
hat bas erste „ftehenbe Heer" in Branbenburg eingerichtet.— (Ein trefflicher Helfer 
war ihm babei ber Reitergeneral Der ff ling er, „ber alte Derfflinger" genannt. 3n 
feiner Iugenb soll er Schneibergefell gewesen sein; jebenfalls hat er bas Schwert 
so meisterlich geführt wie jemals Nabel unb Schere. 
2. Kampf gegen Reichsfeinde. Seit bem Dreißigjährigen Kriege war jeber 
beutfche Fürst ein unabhängiger Herr feines Lanbes; ber Kaiser hatte im Reiche fast
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.