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Friedrichs II. Jugend.
das Flötenspiel. Die ewigen Soldatenübungen wurden ihm schnell zuwider, und gern
vertauschte er den engen Soldatenrock mit einem bequemen Xleide. Solcherlei „Allotria"
sah der Dater mit Unwillen. Allmählich gewann er die MeinungDer Fritz ist
ein (üuerpseifer und Poet; er macht sich nichts aus den Soldaten und
wird mir meine ganze Sache verderben. — Der Kronprinz wurde vom Dater
äußerst knapp gehalten und fortwährend beaufsichtigt, auch als Jüngling noch. Da
erwachte in ihm allmählich eine Neigung zu stillem Widerstände. Dazu geriet er in
die Gesellschaft leichtfertiger Hofjunker, und hinter dem Rücken des Daters machte er
Schulden. — ITIit Recht war der König darüber aufgebracht. 3n feiner jähzornigen
Art überschüttete er den Sohlt mit Schmähreben und züchtigte ihn oft unbarmherzig.
b) Der Fluchtversuch. (Endlich faßte der Kronprinz den Plan, mit Hilfe
zweier Freunde zu entfliehen, und zwar zu den Derroandten feiner Mutter am
englischen Hofe. Als er den Dater auf einer Reife nach Sübbeutfchland begleiten
mußte, hielt er bie Seit zur Ausführung bes Planes für gekommen. Doch ber König
hatte bavon erfahren. Als eines Nachts der Kronprinz eben das bereitstehende Reit¬
pferd besteigen wollte, wurde er festgenommen. Auch einer von den beiden Freunden
des Kronprinzen, der Leutnant von Katte, wurde verhaftet; der andre konnte sich
ins Ausland flüchten. — Der Dater hatte bis dahin noch nicht recht an das Dorhaben
des Prinzen glauben wollen. Nun war er außer sich vor Zorn und Schmerz. War
Fritz nicht preußischer Offizier? Durch seinen Fluchtversuch hatte er den Fahneneib
verletzt. Darauf aber ftanb bie lEobesstrafe, und ber König nieinte, auch fein eigner
Sohn dürfte nicht geschont werden. Mehrere hohe Offiziere sollten den Kronprinzen
zum Tode verurteilen. Doch sie traten dem Könige standhaft entgegen. Auch er selber
wurde endlich milder gestimmt. Aber der unglückliche Katte mußte feine Jugendtorheit
mit dem Tode büßen. Auch darauf bestand der unerbittliche König, daß Fritz von feiner
Gefängniszelle aus den letzten Gang des Freundes mit ansehen mußte. — Das geschah
in der Festung Küftrin, wohin der gefangene Prinz gebracht worden war.
c) Fritz in Küftrin. hier wurde Friedrich nacheinander in verschiedene Ämter
ber Derwaltung kommanbiert, in bas Steueramt, bas Bauamt usw., unb mußte fleißig
arbeiten. Unb bas würbe für ihn sehr segensreich. (Er lernte die Pflichten der ver-
schiebenen Beamten aus eigner (Erfahrung kennen. Überall bewies er Derftänbnis
unb (Eifer. Darüber war ber Dater glücklich; aber ein ganzes Jahr mußte Fritz in
biefer harten Schule aushalten.
d) Die Aussöhnung. 3m Königlichen Schlosse zu Berlin feierte man bie
Hochzeit einer Schwester Friebrichs. Doch bie rechte Feftfreube wollte nicht kommen;
benn alles dachte an den armen Fritz, plötzlich führte der König den Kronprinzen
in den hochzeitsfaal und übergab ihn der Mutter mit den Worten: „Da Haft du
deinen Fritz wieder!"
Don nun an verstanden sich Dater unb Sohn immer besser. Friebrich war reif
unb ernst geworben. (Erst jetzt lernte er die Tüchtigkeit des Daters schätzen, und
wiederum der König erkannte allmählich die herrlichen Gaben des Sohnes an, und
seine Sorgen um die Zukunft Preußens verschwanden. Kurz vor seinem Tode sprach
er: „Ich sterbe gern; denn Gott hat mir einen tüchtigen Sohn unb Nach-