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Nachbarstädten Frauen für sie zu bekommen, wurde aber überall abgewiesen;
man sagte dort, er möge doch auch eine Freistätte für Frauen errichten.
Da griff Romulus zu einer List. Er veranstaltete ein großes Fest
und lud die Bewohner der Nachbarstädte, die Sa bin er, mit ihren Frauen
und Töchtern dazu ein. Die Neugier trieb sie hin; besonders zahlreich er¬
schienen die Frauen und Mädchen. Während einer Schaustellung kamen
plötzlich bewaffnete Römer und schleppten den unbewaffneten Sabinern viele
Jungfrauen weg. Wutschnaubend eilten die Überlisteten nach Hause und
kamen bald mit'Heeresmacht zurück, um den Frevel zu rächen. Schon standen
sich beide Heere kampfbereit gegenüber, da stürzten sich die jungen Römerfrauen
mit fliegenden Haaren dazwischen und stifteten Frieden.
III. Die Hontet und ihre Götter.
1. Das älteste Rom und seine Bewohner. Roma heißt Strom-
stadt. Es sah in der ältesten Zeit dort gar nicht schön aus. Die Häuser
waren ärmliche Lehmhütten und hatten bloß einen einzigen Wohnraum. Der
Rauch des Herdes konnte nur durch die Tür abziehen; darum, sahen die
Wände rauchgeschwärzt aus, und davon hieß das Innere Atrium,
das Geschwärzte. Oben darüber war der Getreideboden. Um das Haus
lagen die «stalle. Das Vieh Uetz man gern ttt den Gaffen umherlaufen.
Die Männer von Rom waren gar trotzige und wilde Gesellen. Sie
führten mit ihren Nachbarn fortwährend Krieg und nahmen ihnen Land weg
oder raubten ihnen Vieh. Denn sie lebten in Armut, und alle Familien
besaßen zahlreiche Kinder, für die Brot herbeigeschafft werden mußte.
2. Die Vorstellungen von den Göttern. Vor Menschen hatten diese Leute
keine Furcht; desto mehr aber vor den Göttern. Sie meinten, die Über-
irdischen fänden ein Vergnügen daran, die Menschen zn quälen, und man
müßte darum versuchen, ihre Freundschaft zu gewinnen. So brachte man
ihnen Opfer dar. Sie konnten nicht zahlreich und reichlich genug fein; denn
die Römer dachten, die Götter hätten immer Hunger.
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