20 5. Friedrich der Große.
er reichlich. Er selbst war sehr sparsam und brauchte nur wenig für
sich. Den Verarmten zu helfen, hielt er für seine Pflicht, er erwartete
nicht einmal Dank dafür. Die Stadt Greiffenberg in Schlesien war
abgebrannt; da gab Friedrich den Bewohnern Geld, damit sie ihre
Häuser wieder aufbauen konnten. Als die Greiffenberger ihm durch
Abgesandte ihren Dank aussprechen ließen, sagte er: „Ihr habt mir
nicht zu danken, dafür bin ich da!"
7. Seine Reisen durch sein Land. In jedem Jahre reiste Friedrich
in seinem Lande umher, um selbst zu sehen, wie es darin aussah und
wie die Leute lebten. Gewöhnlich mußte ihn dann der Landrat oder
ein Amtmann einer königlichen Domäne begleiten. Wie es auf einer
solchen Reise herging, schildert uns ein Amtmann, der ihn einmal be-
gleitete, als er im Havellande reiste. Der König saß im Wagen, und
der Amtmann ritt nebenher. Der König war bis Fehrbellin gekommen,
da meldete sich der Amtmann zur Begleitung. Der König fragt: „Wer
seid Ihr? — Ew. Majestät, ich bin der Beamte hier von Fehrbellin. —
Wie heißt Ihr? — Fromm. — Haha! Ihr seid ein Sohn von dem
Landrat Fromm? — Ew. Majestät halten zu Gnaden, mein Vater
ist Amtsrat im Amte Lehnin gewesen. — Amtsrat! Amtsrat! Das ist
nicht wahr! Euer Vater ist Landrat gewesen. Ich habe ihn recht gut
gekannt. Sagt einmal, hat Euch die Abgrabuug des Luchs hier viel ge-
Holsen? — O ja, Ew. Majestät. — Haltet Ihr mehr Vieh als Euer
Vorfahr? — Ja, Ew. Majestät, auf diefem Vorwerk halte ich 40, auf
allen Vorwerken 70 Kühe mehr. — Das ist gut. Die Viehseuche ist
doch hier nicht in der Gegend? — Nein, Ew. Majestät! — Habt Ihr
die Viehseuche hier gehabt? — Ja! — Braucht nur fleißig Steinsalz,
dann werdet Ihr die Viehseuche nicht wieder bekommen. — Ja, Ew.
Majestät, das brauch ich auch; aber Küchensalz tut beinahe eben die
Dienste. — Nein, das glaubt nicht! Ihr müßt das Steinsalz nicht
klein stoßen, sondern es dem Vieh so hinhängen, daß es daran lecken
kann. — Ja, es soll geschehen. — Sind hier sonst noch Verbesserungen
zu machen? — O ja, Ew. Majestät. Hier liegt der Kemmensee.
Wenn dieser abgegraben würde, so bekämen Ew. Majestät an 1800
Morgen Wiesenwachs, wo Kolonisten könnten angesetzt werden, und die
ganze Gegend würde schiffbar, das dem Städtchen Fehrbellin und der
Stadt Ruppiu ungemein aushelfen würde. Auch könnte vieles aus
Mecklenburg zu Wasser nach Berlin kommen. — Das glaub ich! Euch
wird aber wohl bei der Sache sehr geholfen, viele ruiniert, nicht wahr?
— Ew. Majestät halten zu Gnaden, das Gebiet gehört zur königlichen
Forst und stehlt nur Birken darauf. — O, wenn weiter nichts ist
wie Birkenholz, so kann's geschehen. Sagt es meinem Geheimen Rat
Michaelis, der Mann versteht's. — Es soll geschehen, Ew. Majestät. —
Sagt mir mal, wie heißt das Dorf da rechts?. — Langen. —
Wem gehört's? — Ein Drittel Ew. Majestät unter dem Amte Alt-
Ruppiu, ein Drittel dem Herrn von Hagen; dann hat der Dom zu
Berlin auch Untertanen darin. — Ihr irrt Euch, der Dom zu Magde-
bürg. •— Ew. Majestät halten zu Gnaden, der Dom zu Berlin! —
Es ist aber nicht wahr. Der Dom zu Berlin hat keine Untertanen!