Full text: Für die Mittelstufe (H. 1)

42 Anhang: Einiges aus dem Leben König Friedrich Wilhelms IV. 
5. 
In der Schlacht bei Königgrätz führte König Wilhelm die preußischen 
Truppen selbst in den Kampf. Dabei wagte er sich so weit bor, daß er in 
den dichtesten Kugelregen geriet und fein Leben in der größten Gefahr war. 
Niemand wagte ihn an die Gefahr zu erinnern. Da ritt Graf Bismarck an 
ihn heran und bat ihn, fein Leben für sein Volk zu schonen. Der König 
aber sagte ruhig: „Wie kann ich davonreiten, wenn meine Armee im Feuer 
steht? Ich weiß, wohin ein König von Preußen gehört." 
6. 
Nach der Schlacht bei Mars la Tour suchte man für den König, der 
sich den ganzen Tag keine Ruhe gegönnt hatte, ein Nachtquartier. Lange 
Zeit konnte man kein Zimmer finden, denn jedes Haus war mit Verwundeten 
angefüllt. Endlich fand man ein kleines Stübchen und fetzte schnell ein Bett, 
einen Tisch und einen Stuhl hinein. Als der König das Zimmer betrat, 
war seine erste Frage: „Wo bleiben aber Bismarck und Moltke?" „Bis jetzt 
noch nirgends," war die Antwort. „So laßt die beiden Herren zu mir 
kommen," befahl der König. „Nehmt das Bett für die Verwundeten, breitet 
etwas Stroh aus und einige Decken darüber, so wird es für uns drei schon 
gehen." Dabei blieb es. Die Verwundeten erhielten das Feldbett, der König 
und seine beiden Getreuen aber schliefen die Nacht auf Stroh in dem kleinen 
Zimmer. 
Einiges aus dem Leben König Friedrich Wilhelms IV. 
1. 
Auf einer Reise kam der König Friedrich Wilhelm IV. in ein Dorf, 
in dem er festlich empfangen wurde. Auch die Schuljugend mit ihrem 
Lehrer begrüßte ihn. Ein kleines Mädchen trug ein Gedicht vor, worüber 
sich der König sehr freute. „Du hast deine Sache schön gemacht," sprach 
der hohe Herr freundlich. „ Nun sollst du mir auch einige Fragen 
beantworten. Wohin gehört das?" fragte er und zeigte dem Kinde eine 
Apfelsine. „In das Pflanzenreich," antwortete schüchtern das Kind. „Wohin 
nun das?" fragte der hohe Herr weiter und zeigte dem Kinde ein Goldstück. 
„Ins Mineralreich," war die Antwort. „Wohin aber gehöre ich denn, mein 
Kind?" war die dritte Frage. Da blickte das Kind feinen König freundlich 
an und sagte: „Ins Himmelreich." Da glänzte eine Träne in des Königs 
Augen; er hob das Mädchen empor und küßte es. 
2. 
Einst wollte der König mit der Eisenbahn von Berlin nach Potsdam 
fahren. Man wartete auf das Einsteigen des Königs. Das dritte Glocken¬ 
zeichen war gegeben, aber der König stieg nicht ein. Die Bahnbeamten 
wußten nicht, was sie tun sollten. Plötzlich sah man eine alte Frau mit 
einem schweren Korbe eilig aus den Bahnhof zukommen. Der König hatte
	        
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