24
A. Von der Völkerwanderung bis zum Westsälischen Frieden.
und nur einen Eingang hatten. Ackerbau und Viehzucht, Weberei,
Fischerei und Schiffahrt standen bei ihnen in Blüte) in ihrer Stadt
Julin oder Wollin sah man Kaufleute aus allen Weltgegenden. Die
Wenden waren noch Heiden und standen mit den räuberischen Ungarn
im Bunde. Heinrich zog zunächst gegen den wendischen Stamm der
Heveller und eroberte ihre Hauptstadt Brennabor (Brandenburg),
indem er mitten im Winter über das Eis gegen sie anrückte, durch
Eisen und Hunger. Als sich auch die Obotriten in Mecklenburg und
die Wilzeu im Brandenburgischen gegen ihn erhoben, wurde ihr Heer
in der furchtbaren Schlacht bei Lenzen (nordwestlich von Wittenberge
a. d. Elbe) vernichtet. (929.)
d) Kampf gegen die Ungarn und Dänen. Nach Ablauf des
Waffenstillstandes erschienen die Gesandten der Ungarn wieder und for¬
derten ihre Abgabe. Heinrich aber schickte sie mit leeren Händen zurück
und ließ sagen, wer $ms haben wolle, der möge kommen und ihn holen.
Sofort brach ein fürchterlicher Heereszug plündernd in Thüringen ein.
933 Heinrich traf ihn an der Unstrnt. Er schickte einen Teil seiner Mann¬
schaft voraus, die Ungarn zu reizen und sie dann durch Flucht gegen das
Hauptheer zu locken. Den dichtgeschloffenen Reihen der deutschen Reiter
hielten die Ungarn nicht lange stand. In dem erbeuteten Lager fand man
außer großen Schätzen auch viele geraubte Deutsche, die zur Sklaverei
bestimmt waren. Heinrich dankte Gott für den Sieg) das jubelnde Volk
aber nannte ihn „Kaiser und Vater des Vaterlandes".
Die Dänen hatten die Slawen unterstützt, Sachsen und Fries-
land geplündert und die von Karl dem Großen gegründete Mark an
der Eider besetzt. Heinrich stellte die alten Grenzen wieder her und
gründete aufs neue eine Mark, die Mark Schleswig. — Als er sein
Ende nahe fühlte, versammelte er die Großen und ließ sich von ihnen
versprechen, daß sie nach seinem Tode seinen Sohn Otto zum Könige
wählen wollten. Dann starb er in der Mitte der Seinen und wurde
in der von ihm gegründeten Abtei zu Quedlinburg beigesetzt, wo sein
schlichter Sarg noch zu sehen ist.
2. Otto I., der Große; 936-973.
a) Seine Wahl. Als Heinrich I. gestorben war, versammelten
sich die Großen aus allen deutschen Landen in der Psalz zu Aachen, er-
hoben Otto, Heinrichs Sohn, auf den Thron und gelobten ihm Treue
auf immerdar. Dann geleiteten sie ihn in den Dom,- an der Tür empfing
ihn der Erzbifchof von Mainz mit vielen Geistlichen, führte ihn in die
Mitte des Domes und rief laut: „Sehet, ich führe euch Otto zu, den
König Heinrich bestimmt hat, und den alle Fürsten erhoben haben! Gefällt