Die niederländischen Städte im 16. Jahrhundert. 
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12. Die niederländischen Städte Im le>. Jahrhundert. 
Felix Rachfahl, Wilhelm von Oranien und der Niederländische Aufstand. 
(Halle a. d. ©., Max Niemeyer.) 
Im 16. Jahrhundert gab es in Europa kaum ein. Land, dessen Kultur 
eine so ausgeprägt städtische war wie die Niederlande. Das kam schon in 
der Verteilung der Bevölkerung zum Ausdruck. Es gab 1514 in 
Holland etwa 400000 Einwohner, von denen 190000 in Städten, der Rest 
auf dem Lande wohnte. In einigen der südlichen Provinzen dürfte sich das 
Verhältnis noch mehr zu Gunsten der städtischen Bevölkerung gestaltet haben; 
denn hier gerade lagen die großen Städte: Antwerpen und seine Vororte mit 
150000, Lüttich mit über 100000, Brüssel mit 75000, Gent mit 70000 Ein¬ 
wohnern. Dahinter kam die größte Stadt des Nordens, Amsterdam, erst mit 
40000 Seelen. Mehr als 200 ummauerte Städte wurden gezählt sowie 
150 offene Flecken, die so ansehnlich wie Städte waren und dieselben Vor- 
rechte genossen. Nirgends in ganz Europa drängten sich aus einem Stück Landes 
so viele und volkreiche, durch Handel und Gewerbefleiß ausgezeichnete Städte 
zusammen. Für ihren Umsang waren die Niederlande das am dichtesten be- 
völkerte Land Europas. 
Von außen gesehen, mußten diese niederländischen Städte schon 
wegen ihrer weiten Ausdehnung Bewunderung erregen. Die in hellen Farben 
gehaltenen Fernansichten, denen man auf den Gemälden der flandrischen Meister 
des 15. und 16. Jahrhunderts immer wieder begegnet^), stellten die ein- 
heimischen Städte dar mit ihren hochragenden Kirchen und Klöstern, mit ihren 
stolzen Kuppeln und ihren vom Kreuze gekrönten Türmen, mit ihren stufen- 
förmigen Giebeln. 
Hatte man die Tore durchschritten, so zeigte sich freilich manches, was die 
Mauern vorher schonend verhüllt hatten. Die Straßen waren oft genug 
enge, winklig und ungepflastert. Nicht mit jeder Stadt war es so gut bestellt 
wie mit Antwerpen: dieses besaß 22 große und kleine Plätze sowie 212 große 
und kleine Gassen; den meisten von ihnen wurde nachgerühmt, daß sie breit 
und sauber angelegt seien. Am schlimmsten stand es im Norden; hier fand 
man noch im 16. Jahrhundert meist kleine, fast ungangbare Gassen, in der 
Regel in dickem Kole starrend; die Häuschen waren meist hölzern, mit Stroh 
und Schilf gedeckt; über die schmutzigen und stinkenden Grachten, die das Innere 
durchzogen, führten schlechte Holzbrücken. Aber auch im Süden fand sich manches 
in noch recht ursprünglichem Zustande. Bis zum Ende des Mittelalters war 
der Holzbau in den Städten die Regel; erst die großen Stadtbrände im 15. und 
T— » 
l) So auf dem berühmtesten, später noch zu erwähnenden Werke der altnieder- 
ländischen Schule, auf der „Anbetung des Lammes" der Gebrüder van Eyck.
	        
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