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Die Besitzergreifung Britanniens durch die Germanen.
Reichtümer, die er erworben hatte, gehäuft; dann setzte er seine Frauen, die
ihn im Feldzug begleitet hatten, darauf, er sich selbst auf die Spitze, bereit in
den Flammen zu sterben und seine siegreichen Gegner um ihre kostbarste Beute
zu bringen, wenn es ihnen gelingen sollte sein Lager zu stürmen.
Als aber der Morgen anbrach und das Blutbad und die Leichname beschien,
die meilenweit die Ebene bedeckten, ersahen die siegreichen Verbündeten auch die ent-
schlossene Stellung ihres Gegners; sie trafen keine Maßregeln ihn in seinem
Lager einzuschließen und durch Hunger die Unterwerfung zu erzwingen, die
durch das Schwert zu gefährlich war. Attila durfte die Überreste seines Heeres
unbelästigt und selbst mit einem Anschein von Erfolg zurückführen.
Es ist wahrscheinlich, daß Aötius aus politischer Klugheit vermeiden wollte
zu siegreich zu erscheinen. Er fürchtete den Ruhm, den seine Verbündeten, die
Westgoten, erworben hatten, und er zitterte, daß Rom einen zweiten Alarich
finden könnte in Prinz Thorismund, der sich in der Schlacht ausgezeichnet hatte
und der auf dem Schlachtfeld zum Nachfolger seines Vaters Theoderich gewählt
worden war. Er überredete den jungen König sofort in seine Hauptstadt
zurückzukehren und befreite sich auf diese Weise zugleich von der Gegenwart
eines gefährlichen Freundes und eines furchtbaren, obwohl besiegten Feindes.
9. Die Besitzergreifung Britanniens durch die Germanen.
Walther Schultze, Das Merowingische Frankenreich.
(Stuttgart, I. G. Cottas Nachfolger.)
Die Festsetzung der Germanen in Britannien begann sicher damit, daß bei
den Seefahrten, gleichviel ob diese zur Plünderung oder zur Unterstützung der
Briten stattfanden, ein Teil der Krieger im Lande blieb. Diese ließen allmählich
ihre Familien nachkommen; in immer größerem Maßstabe folgten andere ihrem
Beispiel, nahmen gleich Frau und Kinder und die ganze Familie mit, und so
entwickelte sich immer mehr aus den Heerzügen eine Auswanderung großen
Stils. Nur dars man sich die Sache nicht so denken, als habe nun der ganze
Stamm seinen bisherigen Sitz verlassen. Höchstens bei den Angeln scheint
wirklich die Masse des Volkes die Fahrt über das Meer unternommen zu
haben; bei dem Hauptstamm dagegen, den Sachsen, handelt es sich doch nur um
einen mehr oder minder großen Bruchteil seiner Angehörigen; die Mehrzahl der
Sachsen blieb im Lande zurück. Eben dadurch unterscheidet sich diese Wanderung
der Nordseevölker bestimmt von der der Ostgermanen sowie der Franken und
Alamannen; nur gewisse überschüssige und übersprudelnde Elemente suchen sich
jenseit des Meeres ein neues Feld für ihren Tatendrang; die Besitzergreifung
Britanniens durch die Germanen ist eine Erscheinung von ganz ähnlichem