Friedrich III.
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zu. Niederkniend betete sie dann inbrünstig; ihren Feinden vergab sie. Der
Bischof Cauchon verlas das Urteil: als ein entartetes Glied wurde Johanna
vom Leibe der Kirche getrennt, damit die weltliche Gewalt ihre Pflicht an ihr
tue. Man setzte ihr eine papierene Mütze auf, deren Inschrift sie als „ketzerisch,
rückfällig, abtrünnig, abgöttisch" bezeichnete. Der Henker waltete seines furcht-
baren Amtes; weithin sichtbar stand die Jungsrau an den Pfahl auf dem
Scheiterhaufen gebunden. Ein lauter Klageruf entrang sich ihr: viel werde
Rouen um des ihr bereiteten Todes willen leiden müssen. Auf ihre Bitte
reichte man ihr schnell ein aus zwei Stäbchen zurechtgemachtes Kreuz, das sie
küßte. Der Scheiterhaufen wurde in Brand gesetzt. Aus den Flammen ertönte
die Stimme Johannas, die im Augenblick des Todes den göttlichen Ursprung
ihrer Stimmen und Erscheinungen nochmals beteuerte; der Name des Erlösers
war das Letzte, das sich ihren sterbenden Lippen entrang.
16. Friedrich III.
Adolf Bachmann, Deutsche Reichsgeschichte im Zeitalter Friedrichs III. und Maxi.
(Leipzig, Veit & Komp.)
Friedrich III. besaß Sinn und Neigung für diplomatische Tätigkeit. Aber
in seinem Wesen gesellten sich zu einem weiten politischen Blicke, der im raschen
Wandel der Zeiten und Verhältnisse das Bleibende und Beherrschende fand und
festhielt, dem selbst ins Große gehende Entwürfe nahelagen, die eigentümlichsten
Beigaben. Eben weil der Kaiser, über das enge Getriebe des täglichen Lebens,
über die Leidenschaften der Menge sich erhebend, in allem die Regel sah, zu
der die Ordnung der Dinge trotz aller Abweichungen doch wieder zurückkehren
müsse, übersah er nur zu leicht das Nahe und Nächstliegende. Ihm fehlte die
frische Beweglichkeit, aber auch die Hingebung und Neigung die Wechselfälle
des Tages zu berechnen, die Individualitäten der handelnden Personen zu
erwägen und in den Kreis seiner Berechnungen zu ziehen. So blieb er sorglos,
wo für jeden andern die Gefahr unverkennbar war, so erlitt er nur zu leicht
unerwartet, aus eigenster Schuld, empfindlichen Schaden, wo dieser ohne
Schwierigkeit ganz vermieden werden konnte. Und wie leicht vertrug sich mit
solcher Anschauung seine Neigung zur Zwischenhandlung oder gar zu untätigem
Zuwarten, da die Zeit zum Handeln ja doch nicht ausbleiben könne! Wie
leicht erschien aber solch berechnendes Zaudern als verwerflicher Hang zum
Nichtstun! So konnte es geschehen, daß, während sich Friedrich in Rom die
Kaiserkrone aufs Haupt setzen ließ, ihm die Landstände der Gebiete, von denen
er den Namen trug, die Treue aufkündigten, daß zu derselben Zeit, in der er
im Verein mit Papst Nikolaus V. der Welt verkündete, er wolle sich an die