234 
Die Belagerung und Eroberung von Tyrus. 
55. Die Belagerung und Eroberung von Cyrus1). 
Arrian'), Geschichte der Feldzüge Alexanders des Großen. 
Die Belagerung von Tyrus schien in der Tat eine große Unternehmung 
zu sein. Denn die Stadt lag auf einer Insel und war allenthalben mit hohen 
Mauern umgeben. Von der See her hatten die Tyrier einstweilen noch große 
Vorteile, da die Perser das Meer beherrschten und auch die Tyrier selbst viele 
Schiffe besaßen. Da aber Alexander sich einmal vorgenommen hatte die Stadt 
zu erobern, so ward beschlossen einen Damm vom festen Lande her über die 
Meerenge bis an die Stadt zu führen. Die Makedonen und Alexander zeigten 
großen Eifer zu dieser Unternehmung. Solange man den Damm neben dem 
festen Lande fortführte3), rückte das Werk ohne große Schwierigkeiten weiter; 
als die Belagerer aber sich der Stadt näherten, litten sie sehr durch die Wurf- 
geschosse, welche von den hohen Mauern auf sie herabgeschleudert wurden. Die 
Tyrier fuhren auch mit Dreiruderern bald von der einen, bald von der andern 
Seite herzu und störten die Arbeit der Belagerer. Diese errichteten aber oben auf 
dem Damme, wo er schon am weitesten in das Meer hinausreichte, zwei Türme 
und stellten Wurfmaschinen 4) auf denselben auf. Sie brachten auch Schutzdecken 
von Tierhäuten und Leder an um nicht von den Brandpfeilen, die von der 
Mauer geschleudert wurden, getroffen zu werden und um auch den Arbeitern 
eine Schutzwehr wider die Geschosse zu verschaffen. Zugleich beschossen sie von 
diesen Türmen aus die heraussegelnden Tyrier. Diese trafen aber wieder 
folgende Gegenanstalten: Sie füllten ein großes Fährschiff mit leicht brennen- 
den Stoffen und türmten um die zwei Masten im Vorderteile viele Reisig- 
bündel und Fackeln auf; dazu häuften sie noch Pech und Schwefel und was 
sonst zur Anfachung einer großen Flamme dient. An den Masten befestigten 
sie doppelte Segelstangen, und an diese hängten sie mit Fett und Öl gefüllte 
Kessel, welche, wenn sie herab gegossen oder geworfen wurden, die Flammen 
erschrecklich verbreiten mußten. In das Hinterteil verbrachten sie allerlei 
Ballast um durch dessen Gewicht das Vorderteil in die Höhe zu heben. Bei 
günstigem Winde banden sie den Brander an einen Dreiruderer und schleppten 
ihn ganz nahe an den Damm und die Türme hin. Dann warfen sie Feuer 
') Der Bericht ist stark gekürzt. 
2) Flavius Arrianos (um 150 n. Chr.), aus Nikomedien in Kleinasien gebürtig, 
gelangte im römischen Staate zu hohen Würden und war auch als Feldherr glücklich. 
Er schrieb verschiedene philosophische Werke; unter den Historikern und Geographen seiner 
Zeit nimmt er den ersten Rang ein. Leider ist ein großer Teil seiner Schriften, die 
alle in griechischer Sprache verfaßt sind, verloren gegangen. 
3) Die Steine lieferte das aus dem Festlande gelegene zerstörte Alttyrus, das Holz 
wurde vom Libanon herbeigeschafft. 
4) s. S. 212.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.