Der Sklavenkrieg.
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erschienen sie sowohl vor andern Städten Italiens als auch vor Ostias, ver-
brannten die Schiffe und plünderten alles.
Endlich, da sie nirgends Widerstand fanden, verweilten sie sogar länger
auf dem Lande und stellten die Menschen, welche sie nicht töteten, sowie die
gemachte Beute ganz ungescheut, als wären sie zu Hause, zum Kaufe aus. Die
einen trieben ihr Unwesen hier, die andern dort. Sie hatten sich aber so
verbrüdert, daß sie selbst fremden Seeräubern, als kennten sie sich schon
längst, Geld und Hilfe schickten. Auch dadurch wurden sie sehr mächtig, daß
sie diejenigen, welche gegen die Ihrigen gefällig waren, insgesamt in Ehren
hielten, auf die Beleidiger aber allgemeine Jagd machten.
So hoch war der Unfug der Seeräuber gestiegen, daß die Getreideeinfuhr
nach Rom völlig gesperrt war. Zwar schickten die Römer öfters Befehlshaber
mit Schiffen ab; diese richteten aber nichts aus, vielmehr verschlimmerten sie
noch die Lage der Bundesgenossen, bis endlich die Not aufs höchste stieg.
Da bekam Pompejus den Oberbefehl um die Seeräuber zu bekriegen; auch
gab man ihm fünfzehn Unterbefehlshaber und so viele Schiffe, Gelder und
Truppen, als er wollte2). Er ließ das ganze Meer, so weit es die Seeräuber
beunruhigten, mit seinen Schiffen befahren und stellte noch in demselben Jahre
fast überall die Ordnung her. Dabei bewies er gegen diejenigen, welche sich
ihm ergaben, so viel Menschlichkeit, daß er auch hiedurch sehr viele unterwarf;
denn da die Leute die Beispiele seiner Milde sahen, wurden sie sehr geneigt
sich ihm in die Arme zu werfen. Er sorgte nicht nur überhaupt für sie, son«
dern wies ihnen auch, damit sie nicht wieder aus Dürftigkeit auf schlimme
Wege gerieten, unbewohnte Gegenden an oder verpflanzte sie in Städte, die
nicht genug Einwohner hatten. So hatte er in kurzer Zeit der Seeräuber-
Herrschaft ein Ende gemacht.
41. Der Sklavenkrieg.
Plutarch, Crassus.
Der Aufstand der Fechter und die damit verbundene Verwüstung Italiens
entspann sich durch folgende Veranlassung:
Ein gewisser Lentulus Batiatus unterhielt in Capua eine Menge Fechter,
größtenteils Gallier und Thrazier, die nicht grober Verbrechen wegen, sondern
durch die Ungerechtigkeit ihres Herrn, der sie gekauft hatte, gewaltsamerweise
eingesperrt waren um zu den Kampfspielen gebraucht zu werden. Von diesen
J) Die Hafenstadt Roms.
2) Pompejus rüstete 200 Schiffe aus und brachte so gewaltige Streitkräfte zu-
sammen, wie sie Rom bisher noch nie zu einem Feldzuge aufgeboten hatte. (Strehl.)
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