Die Gewerbe der alten Ägypter.
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Perücken, gewöhnlich aus Schafwolle; im Alten Reiche erschien der Perücken-
macher unter den ersten Hofbeamten. Zu allen Zeiten schmückten sich Männer
und Frauen mit bunten gestielten Halskragen und Armbändern am Ober- und
Unterarme; die Frauen trugen häufig auch Ringe um die Knöchel der Füße.
Ohrringe scheinen erst im Neuen Reiche als Nachahmung fremder Völker üblich
geworden zu sein; Fingerringe dienten wohl meist als Siegelringe. Wie der
Schmuck insgesamt, so spielte insbesondere das Bemalen und Schminken des
Gesichtes, das Salben der Glieder und des Haares eine fast ebenso große Rolle
wie die Kleidung. Selbst der Tote vermochte nicht ohne sieben Sorten Salböl
und zwei Sorten Schminke auszukommen. Die hungernden, unbezahlten Ar-
beiter klagten in einem Atem darüber, daß man ihnen nichts zu essen und
keine Salbe gäbe. Die Vornehmen bezogen ihre Salben immer aus fremden
Ländern. Man salbte sich an jedem Festtage, zu jedem Gelage, wie man Kränze,
Schmuck und Festkleider anlegte. Um die Augen größer und glänzender er-
scheinen zu lassen, verwendete man teuere grüne und schwarze Schminken. Zur
Verdeckung der in dem heißen Klima so leicht entstehenden üblen Gerüche wen-
bete man allerlei Spezereien an, die man verbrannte oder in die Kleider steckte
oder in Pillenform kante.
Von den Nahrungs- und Genußmitteln ist das aus Gerste gebraute Bier
zu erwähnen. Es war das Lieblingsgetränk des Volkes; selbst dem Verstorbenen
wurde Bier ins Grab mitgegeben. Im Neuen Reiche spielte das „Kode-Bier"
eine gewaltige Rolle. Dieses ausländische, vielbegehrte Bier wurde in Ägypten
nachgeahmt; es wird erwähnt, daß fremde Kriegsgefangene in die königlichen
Brauereien geschickt wurden „zu bereiten Kode-Bier für den König".
Die gewerblichen Leistungen ragen sowohl nach der technischen als auch
nach der künstlerischen Seite hervor. Die Formen erscheinen schlicht und ver-
mmftgemäfe. Neben der herkömmlichen steifen Kunst, welche die durch das Alter
und die Überlieferung geheiligten idealen Formen starr festhielt, ging zu allen
Zeilen die realistische, der lebendigen Natur zugewandte Kunst her und erzielte
glänzende Erfolge. Natürlich konnte sich die letztere nur für private Zwecke be¬
tätigen und dadurch sind ihre Leistungen säst gänzlich verloren gegangen. Das
Kunstgewerbe hat reichen Gebrauch gemacht von den überkommenen architek¬
tonischen Formen und Ornamenten, es hat daneben aber auch eigene Bahnen ein¬
geschlagen ; es hat in großem Umfange Nachbildungen organischer Wesen ge-
liefert, entweder indem es seinen Erzeugnissen die Formen von Pflanzen und
Tieren selbst gegeben oder die Bilder derselben als Ornamente verwendet hat.
Kode, wahrscheinlich der nordsyrische Küstenstrich zwischen Cilicien und Phönizien,
war das Bierland, das Bayern des alten Orients; ein Papyrus spricht von einem
„Durste, der die Kodeländer austrinkt".