Ludwig XIV. und sein Zeitalter.
I.Ludrr>igsXIV.HerrschaftinLrankreich.(^6q6bis^5.)
Einst war das deutsche Volk das mächtigste und angesehenste der Christen-
heit gewesen. Nach dem Dreißigjährigen Kriege lag es in tiefer Schwäche
am Boden. Gerade damals stieg Frankreich empor. Seine Könige hatten
früher mit dem trotzigen Adel schwere Kämpfe zu bestehen. Mehr als ein-
mal waren ihnen die stolzen Herzöge und Barone des Landes mit den Waffen
entgegengetreten. Zwei gewaltige Minister aber, die Kardinäle Ricbelieu
und Mazarin, warfen sie mit eiserner Faust nieder und zwangen sie zum
Gehorsam gegen ihren Herrn. Seitdem war die Macht des Königs unnm-
schränkt oder absolut.
1. Ludwigs Persönlichkeit. Im Jahre 1643 bestieg Ludwig XIV. den
Thron. Da er erst vier Jahre zählte, übernahm seine Mutter die Regent-
schüft. Ihr Berater war der Kardinal Mazarin. Im Alter von einund¬
zwanzig Jahren nahm Ludwig dann selbst die Zügel der Regierung in die Hand.
Er war ein sehr begabter, kluger und arbeitsamer Herrscher; aber er
war auch über die Maßen eitel und hochmütig. Alle Menschen, die unter
ihm standen, verachtete er; und dennoch wußte er sie freundlich und liebens-
würdig zu behandeln, wenn es ihm nötig erschien. So brachte er es fertig,
die stolzen Adeligen des Landes für sich zu gewinnen. Während sie bis
dahin grollend auf ihren Schlössern gesessen hatten, drängten sie sich jetzt an
seinen Hof. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend war der König
von einem Schwärm von Höflingen umgeben. Die Vornehmsten sahen es
als eine besondere Gnade an, wenn sie ihn beim Ankleiden bedienen durften;
sie waren zugegen, wenn er sein Zimmer verließ, wenn er zur Kirche ging,
wenn er ausfuhr. Ein huldvolles Wort von ihm machte sie glücklich, ein
unfreundlicher Blick elend. Der König war in ihren Augen ein Halbgott.
2. Ludwigs Hofhalt. Aufaugs wohnte Ludwig XIV. in Paris; allein
die Unruhe dieser Stadt behagte ihm nicht. So ließ er anderwärts eine
Reihe von Schlössern erbauen. Besonders berühmt ist das von Versailles
geworden, dessen Herstellung 900 Millionen Franken kostete. Seine Säle
zeigten eine märchenhafte Pracht. Die ausgedehnten Gärten mit ihren schnur¬
geraden Alleen und Rasenflächen, mit ihren Bildsäulen uud Wasserkünsten
galten als Wunder.
Hier wurden nun glänzende Feste gehalten. Dann wimmelte es von
öflingeu in schimmernden Gewändern. Man spielte und tanzte; mau hörte
onzerte und Opern; man erfreute sich an Theaterstücken und Feuerwerk.