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Zeugnissen zurück. An der Küste von Guinea legte er eine Kolonie an,
und ein brandenburgischer Major baute hier eine kleine Festung, Groß-
Friedrichs bürg. Wie erstaunten die Berliner, als eines Tages ein
Negerhäuptling ankam, um dem Kurfürsten die Huldigung seiner schwarzen
Landsleute darzubringen!
Auch die Bildung seiner Untertanen lag Friedrich Wilhelm sebr am
Herzen. Verfallene Schulen wurden wieder hergestellt und viele neue ge¬
gründet. In Duisburg entstand eine Hochschule. Eine ganze Reihe von
Gotteshäusern erhob sich aus den Trümmern. Baumeister, Maler und Bild¬
hauer fanden bei dem Kurfürsten Aufmunterung und Unterstützung.
Sehr zu rühmen ist die Duldf amkeit Friedrich Wilhelms in religiösen
Dingen. Er trat damit in die Fußstapfen seines Großvaters Johann Sigis¬
mund. Heftig bekämpften sich damals in der Mark die Lutheraner und
Reformierten. Dieser Hader war dem Kurfürsten ein Greuel. Aufs strengste
verbot er darum das häßliche Gezänk. Mit offenen Armen nahm er alle
Leute auf, die anderswo verfolgt wurden. Als Ludwig XIV. das Edikt
von Nantes aufhob, öffnete Friedrich Wilhelm sofort den Hugenotten
sein Land und gewann so 20000 fromme, arbeitsame und tüchtige Untertanen.
11. Das Ende des Großen Kurfürsten. Während der letzten Zeit seines
Lebens war der Kurfürst sehr leidend. In seinen Feldzügen hatte er sich
die Gicht zugezogen. Später quälte ihn auch noch die Wassersucht. Mit
großer Fassung sah er dem Ende entgegen. Seine letzten Worte waren:
„Ich weiß, daß mein Erlöser lebt." Brandenbnrg-Preußen verdankt ihm
die Grundlagen seiner späteren Macht.
12. Luise Henriette. Die erste Gemahlin des Großen Kurfürsten war
Luise Henriette, eine Tochter des Statthalters Friedrich Heinrich von Oranien.
Als er in seinen Jünglingsjahren in Holland weilte, lernte er sie kennen
und liebgewinnen. Im Jahre 1646 führte er sie als Gemahlin heim.
Mit inniger Liebe hing sie an ihrem Gemahl. Trotz ihrer schwachen Gesund¬
heit begleitete sie ihn fast immer auf seinen zahlreichen Reisen und selbst
auf seinen Feldzügen. Da sie auch eine sehr kluge Frau war, hörte der
Kurfürst gerne auf ihren Rat. Als treue Mutter erzog Luise Henriette ihre
Kinder mit aller Sorgfalt. Als gütige Landesmutter nahm sie sich besonders
der Armen und Notleidenden an. Dafür ist das Waisenhaus in Ora¬
nienburg, das sie gegründet hat, ein Beweis. Das Volk erwies ihr
innige Verehrung. Leider starb sie schon im Alter von vierzig Jahren, tief
betrauert von ihrer Familie und dem ganzen Lande.
IV. Friedrich III.) Aurfürst von Brandenburg. H688
bis J70H; als Aönig in preuften Friedrich I.
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1. Friedrichs Erhebung zum König. Der Nachfolger des Großen
Kurfürsten war sein Sohn Friedrich III. Seine Länder umfaßten 2000 Qnadrat-
meilen und waren viermal fo groß wie ein gewöhnliches Kurfürstentum. Ein
Froning-Klar mann-Wewer, Geschichte für Mittelschulen. III.Teil. 11