Metadata: [Teil 3 = 4. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 3 = 4. Schuljahr, [Schülerband])

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widerstehen? Nein! nein! lebt ruhig mit euren Eltern, ihr kleinen 
Vögelchen, und wenn ihr groß seid, so singt uns ein LRedchen vom 
Baume herab! — Weißt du aber auch, Bruder Wilhelm, wem das 
Liedchen dann gelten wird? Mir oder dir? 
Schlez. 
78. Die Schafe und die Dornbüsche. 
An einem schnen Abende saß Herr Engel mit Rudolf an einem 
grünen Hugel. Die Brüder und Schwestern waren mit der Mutter 
jn die Sladt zum Jahrmarkte gefahren, und Rudolf war allein bei dem 
Vater zu Hause geblieben. Die Sonne giug prächtig unter. Rudolf 
konnte fich nicht satt sehen. „Nicht wahr, Rudolf,“ sprach der Vater, 
„es reuet dich nicht, daß du bei mir geblieben bist? Etwas so Schönes 
Perden deine Brüder und Schwestern in der Stadt nicht sehen.“ 
„O, gewiß nicht,“ antwortete Rudolf, „und wenn die Mutter sie 
auch zu dem Guckkasten führt, den ich am letzten Jahrmarkte gesehen 
habe. Die schönen Häuser und Soldaten und Pferde, die wir darin 
sahen, das ist alles nicht so schön als dies hier. Als Rudolf so 
sprach, da trieb der Schäfer seine Herde vorbei. Er sang ein fröh⸗ 
liches Lied. Die Schafe blölten, und die jungen Lämmer hüpften 
munter neben den Alten. 
Der Vater ging mit Rudolf den Hügel hinab. Sie folgten der 
Herde. An dem Wege standen viele Dornbüsche, und jedes Schaf 
eß etwas von seiner Wolle an den Dornen hängen. Rudolf sah es 
Vater,“ sagte er, „warum müssen denn die häßlichen Büsche hier 
stehen? Wenn die Schafe noch oft hier vorbeikommen, so werden sie 
bald alle ihre Wolle verlieren. Laß uns die Büsche umhauen, Vater!“ 
„Wir wollen das überlegen,“ sagte der Vater. „Morgen ganz 
früh gehen wir wieder hierher, dann wollen wir die Sache unter— 
suchen.“ O schön!“ sagte Rudolf. „Du nimmst deinen Hirschfänger 
mit, und wir alle nehmen große Messer, nicht wahr? Da sollen die 
Dornbusche bald weg sein.“ 
Nun ging der Vater mit dem kleinen Rudolf nach Hause. Die 
Mutler war mit den andern Kindern schon wieder da. Das war eine 
Freude! Jedes Kind bekam etwas zum Jahrmarkte, und jedes brachte 
noch ein Stück Kuchen für Rudolf mit. Nun ging es ans Erzählen. 
Die Kinder konnten nicht müde werden, von den schönen Dingen zu 
reden, die sie in der Stadt gesehen hatten Endlich fing auch Rudolf
	        
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