Das Voll vor der Bastille.
— 193 —
Steuern zu bewilligen, über ihre Verwendung zu wachen und bei der
Feststellung der Gesetze mitzuwirken. Sie verlangten also eine Verfassung.
An eine solche aber dachten König, Adel und Geistlichkeit nicht. So kam
es bei den Beratnngen bald zum Streit. Da taten die Männer des dritten
Standes einen kühnen Schritt: sie erklärten sich für die alleinigen Ver¬
treter des Volkes, und kurz darauf leisteten sie einen feierlichen Schwur,
nicht eher auseinanderzugehen, als bis Frankreich eine Verfassung
habe. Schon jetzt schlössen sich ihnen die Abgeordneten, der niederen Geist-
lichkeit und auch manche Adelige an. Das war der Anfang der Revolntion.
Über diese Ereignisse herrschte in Paris großer Jubel. Da kam die Nachricht,
daß der König den Minister Necker entlassen habe. Auch wurden bei Paris
Truppen zusammengezogen. Man glaubte, es ginge gegen die Volksvertreter
in Versailles. Nun entstand eine ungeheuere Aufregung. Im Nu waren
in den Straßen Barrikaden gebaut, von allen Türmen läuteten die Sturm¬
glocken, und der Pöbel plünderte die Waffenläden. Plötzlich ertönte der
Ruf: ,,Zur Vastillel" Tausende zogen vor das Staatsgefängnis, das
als Zeichen der Knechtschaft galt, um die Gefangenen zu befreien. Die
wenigen Invaliden, die den Bau bewachten, übergaben ihn, wurden aber
nebst ihrem Kommandanten niedergemacht. Ihre' Köpfe trug man unter
Froning-Klarmann-Wewer. Geschichte für Mittelschulen, lll. Teil. 13