Full text: Deutsche Geschichte (Teil 3)

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Diese mußte der deutsche Kaufmann erobern. Das hat er denn auch redlich 
getan. In allen Ländern der Erde ist er heute zu treffen. Die deutsche 
Handelsflotte zählt gegenwärtig gegen 5000 Schiffe. Besonders zwei große 
Gesellschaften, die Hamburg-Amerika-Linie und der Norddeutsche Lloyd, unter- 
halten Fahrten nach den wichtigsten Punkten der Welt. 
2. Die Kolonien. Deutschland führt jährlich für sieben Milliarden Er¬ 
zeugnisse aus und für neun Milliarden ein. Die Einfuhr überwiegt also 
die Ausfuhr um zwei Milliarden. Der Grund liegt darin, daß wir eine 
Menge von Rohstoffen aus fremden Ländern beziehen müssen, wie Holz und 
Metalle, Baumwolle und Wolle, Häute und Leder, Öle und Kautschuk. Es 
wäre eine große Ersparnis, wenn wir diese Rohstoffe selber besäßen, auch 
hingen wir dann weniger vom Ausland ab. Schon deshalb sind uns Kolonien 
notwendig. Wir brauchen sie aber auch noch aus einem andern Grunde. Von 
jeher sind jährlich Tausende von Deutschen ins Ausland, besonders nach den 
Vereinigten Staaten, gewandert. In der Ferne fühlten sich die meisten 
bald als Amerikaner und gingen so der deutschen Heimat verloren. Ganz 
anders wird es sein, wenn eigne Kolonien den Strom tüchtiger, unter¬ 
nehmender Auswanderer ausnehmen. 
Als Deutschland daran ging, Kolonien zu erwerben, hatte es einen 
schweren Stand. Es kam eigentlich viel zu spät. Soweit die Welt begehrens¬ 
wert schien, war sie vergeben. Asien lag in sicheren Händen; das australische 
Festland gehörte den Engländern; in der Neuen Welt hieß die Losung: 
„Amerika den Amerikanern!" So blieben nur noch Afrika und die Südsee- 
inse ln übrig. Aber auch da hatten schon Engländer und Franzosen längst 
das Wertvollste mit Beschlag belegt. 
Der deutsche Kaufmann ging voran und leistete Bismarck wichtige 
Pionierdienste. Ein Bremer Reeder, Lüderitz, erwarb 1883 durch Ver¬ 
träge mit Hottentottenhäuptlingen- Angra Pequena. Auf seine Bitte 
stellte Bismarck diese Besitzung ein Jahr später unter den Schutz des Reiches. 
So wurde Südwestafrika unsere erste Kolonie. Auch an der Küste von 
Guinea trieben Kaufleute aus den Hansestädten Handel. Ihnen ließ Deutsch- 
land gleichfalls seine Hilfe angedethcn: im Auftrage unserer Regierung 
hißte der Afrikareisende Dr. Nachtigall in Togo und Kamerun die 
schwarz-weiß-rote Flagge. Im Osten des Erdteils ging der Forscher Karl 
Peters kräftig vor. Auf fein Betreiben erkannten sämtliche Häuptlinge 
mit ihren Stämmen die Oberhoheit des Reiches an. So entstand die 
Kolonie D eutsch-Ostafrika. Spätere Aufstände der Eingeborenen schlug 
der Major Wißmann mit seiner Schutztruppe nieder. Einige Landschaften 
und die Schutzherrschaft über die wichtige Insel Sansibar trat Deutschland 
später an England ab und tauschte dafür die Insel Helgoland ein. 
Im Jahre 1884 ergriff das Reich Besitz von einem großen Teile der 
Insel Neu-Guinea. Deutsche Kaufleute hatten schon längere Zeit kleine 
Inseln der weiten Südsee als Kohlenstationen benutzt. Eine Anzahl 
dieser Eilande stellte das Reich unter seinen Schutz. 1899 wurden die Samoa- 
inseln zwischen Deutschen, Engländern und Amerikanern geteilt. Spanien, 
das keine Kraft mehr befaß, seine Kolonien zu behaupten, verkaufte uns die 
Karolinen und die Marianen. Endlich faßte Deutschland schon vorher
	        
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