Object: Lehrbuch der Geographie

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Besondere Geographie von Europa. 
lim erbaute Palais Royal, in dessen Galerien und Arkaden, aus 180 Schwibbogen 
im innern Hofe gebildet. Kaufläden der verschiedensten Art, auch Kaffe-und Wein¬ 
wirthschaften u. dgl. sich befinden; hier ist ein Haupttummelplatz der Pariser Welt, 
besonders am Abend, wann die herrlichste Beleuchtung überrascht. Von hier gelangt man, 
die Straße St. Honore, an welcher St. Roch, eine der reichsten und vornehmsten 
Kirchen von Paris, liegt, nach W. verfolgend, auf den Vendôme Platz, worauf 
die Vendöme-Säule aus Erz mit der Statue Napoleons I. steht. Nordwestlich 
davon liegt die Madeleine Kirche in griechischem Stile, äußerlich mehr einem 
Museum oder Theater, als einer Kirche ähnlich. Die Rue Royale führt von hier 
auf den Platz de la Concorde, den größten und schönsten Platz von Paris und 
gewiß einen der schönsten Plätze der Welt. Er ist von prachtvollen Gebäuden um¬ 
geben. Im N. von ihm erblickt man die Madeleine-Kirche, im S. den Palast der 
Deputirten, im O. liegen die Tuilerien, im W. die Elyseischen Felder. Außer vie- 
len vergoldeten Kandelabern, Statuen und Fontainen schmückt ihn der 73' hohe 
Obelisk von Luxor, der als Antiquität jedenfalls von hoher Bedeutung ist. Hier 
erhob sich während der Revolution die Guillotine, auf welcher die Häupter Lud¬ 
wigs XVI. und seiner tugendreichen Gemahlin fielen. Die Elyseischen Felder 
sind eine Baumpflanzung aus einer eine halbe Stunde langen Hauptallee, mehren 
Nebenalleen und einem Gehölz von Linden und Ulmen bestehend. Hier ist ein stets 
reges Leben der buntesten Art. Zur Linken von den Champs Elysées ist der In¬ 
dustrie-Palast, mit Glas gedeckt und seit der Ausstellung von 1855 in einen 
Bazar der französischen Industrie verwandelt, zur Rechten ist das palais de l'Ely- 
866 Bourbon, dessen Garten von den Elyseischen Feldern nur durch ein Gitter 
getrennt ist. Eine stattliche Fontaine auf einem runden Platze schließt im W. 
die Elys. Felder ab, dann führt die Avenue des Champs Elysées westlich in grabet 
Linie weiter fort auf den Triumphbogen de l'Etoile (von Neuilly), eines der 
bedeutendsten Monumente der Neuzeit. Verfolgt man dann in derselben Richtung 
die Allee von Neuilly, so erblickt man links das Hippodrom und erreicht auch bald 
das Bois de Boulogne, eine öffentliche Promenade mit Wegen für Wagen, Rei¬ 
ter und Fußgänger, einem See mit Insel und Schweizerhäuschen, einen künstlichen 
Fluß, Restauration rc. — Wir kehren an unsern Ausgangspunkt, die Tuilerien zu¬ 
rück. Verfolgen wir von hier die Straße Rivoli nach Osien, so gelangen wir auf 
den in jüngster Zeit bedeutend erweiterten Grève-Platz, wo in der schrecklichen 
Revolutioszeit die Guillottine unaufhörlich thätig war, und an das darauf stehende 
weitläufige, an historischen Erinnerungen so reiche Hôtel de Ville, dann von 
hier weiter auf den Bastille-Platz, wo früher die am 14. Juli 1789 von 
den Revolutionären zerstörte Bastille stand, den aber jetzt die zu Ehren der im 
Juli 1830 Gefallenen errichtete Julisäule, eine 163' hohe Bronzesäule auf einem 
Piédestal von weißem Marmor einnimmt; die Höhe schmückt eine vergoldete Kugel, 
über welche sich ein Freiheitsgenius aus vergoldeter Bronze erhebt. Von hier um¬ 
schließen in einem Halbkreise viel besuchte, lebhafte Boulevards, die als Spa- 
ziergänge dienen, diesen Stadttheil, als der Boulevard Beaumarchais, des Filles 
du Calvaire, vu Temple, und St. Martin, welcher mit dem Triumphbogen der 
Porte St. Martin schließt; die beiden letztern sind von 5 Uhr Abends an der Tum¬ 
melplatz der niedern Stände, hier sind Theater, Seiltänzer rc. Wester führt der Boulevard 
Tt Denis zur Porte L>t. Denis, die gleichfalls als Triumphbogen Hinweisungen auf er¬ 
rungene Siege enthält. Auf den nun folgenden Boulevards Bonne-Nouvelle, Poissonnière 
und Montmartre sind die elegantesten Gewölbe, prächtige Bazars, reiche Cafés und die
	        
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