Contents: Deutsche Geschichte bis zur Folgezeit des Dreißigjährigen Krieges (H. 3 = Kl. 3)

A. Das ganze Rom erreich vorübergehend 
:: die 8iegeöbeute germanischer Völker :: 
1. VOas man unter der Völkerwanderung versteht. 
Wir können Völkerwanderungen noch heute wahrnehmen. Die Vesiedelung der 
Neuen Welt mit Europäern ist eine Wanderung ohnegleichen. Im 19. Jahrhundert 
sind nach Kmerika allein 6 Millionen Deutsche ausgewandert, d.h. zwei- oder 
dreimal soviel Menschen, als ums Jahr 300 n. Chr. alle Germanenvölker insgesamt 
zählen mochten. In Gberschlesien und den westdeutschen Bergwerksgebieten sind während 
der letzten beiden Menschenalter Abertausende von slawischen Arbeitern eingewan¬ 
dert, und diese Wanderung dauert noch immer fort. Dennoch reden wir nur von 
einer Völkerwanderung. Warum? Die Bewegungen unserer Tage vollziehen sich 
nämlich, ohne die Staaten zu erschüttern. — Ruch in das römische Reich strömten lange 
vor der „Völkerwanderung" Germanen ein, als Söldner und als Bauern. Hber alle 
die (Einwanderer wurden in kurzer Seit zu Römern. Ihre (Einwanderung war für 
das Reich ein Gewinn. Diese Völkerbewegung war noch nicht die eigentliche 
Völkerwanderung; aber sie wurde allmählich dazu. Schnell und mit unwidersteh¬ 
licher Gewalt drängten endlich einmal die Völkermassen westwärts und südwärts, 
einer Lawine vergleichbar, vor ihrer Gewalt brach das Weltreich zusammen, 
und auf dem Boden dieses Weltreiches bildeten die Germanen gewaltsam neue 
Staaten. Das war die Völkerwanderung. Mit ihr beginnt eine neue Seit. 
Wir nennen sie das Mittelalter. 
2. Die Ursachen und das drohende Vorspiel. 
Die Ursachen. Das Wohngebiet unserer germanischen vorfahren war ur¬ 
sprünglich viel größer als heute; es reichte vom Rhein und von der Donau bis tief 
in das heutige Rußland hinein. Die fortdauernde Volksvermehrung verursachte 
immerwährende Landnot. Dieser war leicht abzuhelfen, solange noch unbenutztes 
Land genug vorhanden war und die überschüssige Bevölkerung sich ungehindert aus¬ 
breiten konnte. Lange Seit war dies in der Richtung nach Süden und Westen geschehen. 
Doch seitdem die Germanen an die Römergrenzen gelangt waren, trat in ihrer Rus» 
breitung alsbald ein längerer Stillstand ein. 
Schoenborn, Geschichte für Mittelschulen. III. 1
	        
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