Full text: Die Neubildung der europäischen Kulturwelt durch Christentum und Germanentum (Hauptteil 2)

Philipp von Schwaben. Otto IV. Friedrich II. 
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Sohn Otto (der Erlauchte) mit der wölfischen Erbtochter Agnes von der 
Pfalz verlobt war, trat auf die staufische Seite; dafür belehnte ihn Friedrich 
mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein, die seitdem in wittelsbachischen 1214 
Händen blieb. Otto IV. zog sich jetzt nach Braunschweig zurück und starb 1215 
schon einige Jahre später (1218). 
Friedrich II. (1212/15-1250). 
Friedrich II. besaß hervorragende Begabung, vielseitige Kenntnisse 
und gewinnendes Wesen. Er war in Sizilien aufgewachsen, hatte hier die 
römisch-byzantinische, arabische und normannische Bildung kennen gelernt 
und beherrschte somit das gesamte Wissen seiner Zeit. Durch Geburt und 
Erziehung dem Deutschtum entfremdet, kümmerte er sich während seiner 
langen Regierung mehr um Italien und seine Erblande (Neapel-Sizilien) 
als um Deutschland. 
1. Die vorläufige Ordnung der Reichsverhältnijse. Bei der Er- 
Werbung der deutschen Krone hatte Friedrich dem Papste Innozenz III. 
versprochen, das Königreich Neapel-Sizilien niemals mit dem Kaiserreiche 
zu vereinigen und so rasch als möglich einen Kreuzzug anzutreten. Als 
jedoch Innozenz starb, glaubte sich Friedrich diesen ungern übernommenen 
Verpflichtungen entziehen zu können. Er ließ seinen kleinen Sohn Hein- 
rich, der bereits zum König von Sizilien gekrönt war, nach Deutschland 
bringen und zum deutschen König wählen. Hierauf bestellte er für den un- 
mündigen Thronfolger einen tüchtigen Reichsverweser und zog nach Italien. 
2. Friedrichs Wirksamkeit in Italien. Durch abermalige Zusicherung 
des Kreuzzuges wußte Friedrich den milden Papst Honorius III. zu be- 
schwichtigen und erlangte die Kaiserkrönung. Dann aber verschob er 1220 
die versprochene Kreuzfahrt von Jahr zu Jahr. Als jedoch der tatkräftige 
Gregor IX. den päpstlichen Stuhl bestieg, drohte er bei weiterer Ver- 
zögerung mit dem Bann. Friedrich stach nun wirklich in See, obwohl in 
seinem Heere eine Seuche ausgebrochen war1). Da er aber selbst schwer 
erkrankte, kehrte er nach drei Tagen wieder um. Gregor, der in der Krank- 
heit nur einen Vorwand erblickte, belegte nun den Kaiser mit dem Bann. 1227 
Auf das hin unternahm Friedrich, um seinen guten Willen zu zeigen, im 
nächsten Jahre den sog. fünften Kreuzzug: hiebet erreichte er durch ge- 1228/2« 
schickte Verhandlungen einen Vertrag mit dem ägyptischen Sultan (vgl. 
S. 44), worin dieser die heiligen Orte Jerusalem, Bethlehem und Nazareth 
x) An der Seuche starb auch der Landgraf Ludwig von Thüringen, der sich an der 
Kreuzfahrt beteiligen wollte. Seine Gemahlin, die fromme Elisabeth, wurde nun 
von Ludwigs Bruder Heinrich Raspe aus der Wartburg vertrieben. Ms Wohltäterin 
der Armen und Kranken beschloß sie ihr Leben zu Marburg (1231).
	        
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