Full text: Die vorchristliche Kulturwelt (das Altertum) (Bd. 1)

Die Ausbreitung der römischen Macht durch die Punischen Kriege. 75 
zur ersten Industrie-, Handels- und Geldmacht im Westbecken des 
Mittelmeeres emporgeschwungen. Das karthagische Gebiet reichte im Westen 
noch über die „Säulen des Herkules" (Straße von Gibraltar) hinaus und 
umfaßte die Südostküste Spaniens sowie Sardinien, Korsika und die West- 
gebiete Siziliens. 
b) Der erste Panische Krieg (264—241). 
1. Anlaß. Durch die Unterwerfung der unteritalischen Griechen 
hatten die Römer ihre Macht bis an die Meerenge von Messina ausgedehnt. 
Nun richteten sie verlangende Blicke nach der reichen Insel Sizilien. 
Dadurch mußten sie mit den Karthagern in Streit geraten, die ja einen Teil 
Siziliens schon besaßen und den übrigen Teil der Insel auch gerne gehabt 
hätten. Ferner war der römische Handel bereits derart erstarkt, daß die 
römischen Kaufleute den Wettbewerb der Punier am liebsten ganz beseitigt 
hätten. Somit drehte sich der Kampf hauptsächlich darum, welcher der bei- 
den Nebenbuhler den anderen aus der See- und Handelsherrschaft 
verdrängte. 
Die Wehrmacht der beiden Staaten war sehr ungleich, etwa wie diejenige 
Spartas und Athens zu Beginn des Peloponnesischen Krieges. Die Römer 
und ihre Bundesgenossen hatten eine bedeutende Landmacht; doch war ihre 
Flotte der karthagischen nicht gewachsen. Die Punier besaßen eine bewährte 
Seemacht; aber ihr Landheer konnte nicht bedeutend sein; denn als See- 
und Handelsleute trieben sie persönlich sast gar keinen Ackerbau, hatten also 
auch keinen waffentüchtigen Bauernstand. Deshalb mußten sie fremde 
Söldner mieten; diese kosteten aber viel Geld und kämpften für Karthago nicht 
mit der Hingebung wie die Römer für ihre Vaterstadt. 
2. Der Verlauf des Krieges. Als die Römer nach Sizilien übersetzten, 
schlössen sich ihnen die meisten Griechenstädte sofort an. Die Verbündeten 
errangen nun mehrere Landsiege über die Punier und erfochten auch mit 
Hilfe der Enterbrücken einen Seesieg bei Mylä (ct. d. Nordostküste Siziliens). 260 
Deshalb glaubten die Römer den Krieg durch eine Landung in Afrika 256 
beenden zu können. Aber das römische Heer unter Regülus wurde von 
dem Söldnerführer Xanthippns, einem gebornen Spartaner, bei 
Tunes (i. d. Nähe Karthagos) geschlagen und größtenteils gefangen. 255 
Nun zog sich der Krieg mehrere Jahre auf der Westseite Siziliens 
ohne Entscheidung hin. Die zu Lande von Hannlkar Barkas (Blitz) 
geführten Punier behaupteten sich in einigen sizilischen Festungen, wurden 
aber schließlich zur See bei den Ägatischen Inseln (a. d. Westküste Siziliens) 241 
Bürger). — Das römische Bürgerrecht hatten damals außer den eigentlichen Römern 
auch die meisten Latiner. 
1) Mit dem Namen „Punier" bezeichnete man in Rom die Karthager, weil 
sie von den Phöniziern (Puniern; lat. Poeni) abstammten.
	        
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