50 Marcius Coriolanus. Die punischen Kriege. 
den Armen entweder umsonst oder um einen geringen Preis überlassen 
wurde. Das sollte auch jetzt geschehen. Da wollte Coriolanus die Not 
der Plebejer benutzen, diesen das eben gewonnene Recht wieder zu ent- 
winden: er machte dem Senate den Vorschlag, daß die Plebejer für 
die Getreidespenden ihre Tribunen wieder abschaffen sollten. Kaum 
hörten diese von dem Vorschlage, so forderten sie den Coriolanus vor 
das Volksgericht, welches ihn zu lebenslänglicher Verbannung verurteilte. 
Er aber war schon zu dem benachbarten Volke der Volsker entflohen, 
die er zum Kriege gegen die Römer aufforderte. Er führte dann selber 
das volskische Heer vor Rom, wo er die Äcker der Plebejer verwüstete, 
die der Patricier dagegen verschonte, um diese beiden Stände zu ent- 
zweien. Als nun in Rom zwischen Senat und Volk Unruhen entstanden, 
schickte man eine vornehme Gesandtschaft an Coriolan ab, die ihn zum 
Abzüge bewegen sollte, aber unverrichteter Sache wieder heimkehrte. 
Dann zogen zu gleichem Zwecke die Priester zu ihm hinaus, mit allen 
Zeichen ihrer Würde angethan; aber auch ste richteten nichts aus, ob- 
schon er sie mit Ehrerbietung empfing. Zuletzt erschienen seine Mutter 
und seine Gemahlin mit ihren Kindern im Lager des Coriolan und 
baten ihn, mit dem feindlichen Heere abzuziehen. In schmerzlichen 
Worten beklagte die Mutter, daß sie einen Verräter des Vaterlandes 
zum Sohne habe; weinend und flehend sielen das geliebte Weib uud 
die Kinder dem Marcius zu Füßen. Da war sein rachesüchtiges Herz 
besiegt. Gerührt hob Coriolan die Bittenden auf, indem er rief: 
„Mutter, Rom hast du gerettet, aber deinen Sohn auf ewig verloren!" 
Er ging zu den Volskern zurück, die ihn bald erschlugen. Nach einer 
andern Sage soll er als Verbannter ein hohes, aber freudenloses Alter 
gefunden haben. 
18. Die punischen Kriege. 
1. Karthago. Nach langen Kämpfen kam endlich eine Aussöhnung 
zwischen den Patriciern und Plebejern zustande; beide erhielten gleiche 
Rechte und bildeten nun ein Volk, das im Innern einig und daher 
nach außen stark war. In blutigen Kriegen unterwarfen die Römer 
ganz Italien Und schauten schon begierig nach der großen und srucht- 
baren Insel S i c i l i e n hinüber, die damals zum Teil den Karthagern 
gehörte. Diese wohnten in Karthago im nördlichen Afrika. Einst 
landete, so erzählt die Sage, eine phönicische Königstochter, Dido mit 
Namen, an der Nordküste Afrikas und erbat sich von den Bewohnern 
so viel Land, als sie mit einer Ochsenhaut umspannen könne. Als ihr
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.