Hannibals Siegeszug in Italien; Wendung des Glücks. 53 
glatte Boden erlaubte es nicht, Halt zu machen; Menschen und Tiere 
schössen oft jählings in die Tiefe. Endlich wurde der Südfuß des Ge- 
birges erreicht. Hannibal hatte einen Weg von 200 Meilen zurückgelegt, 
dabei aber auch die Hälfte seines Heeres eingebüßt. 
5. Hannibals Siegeszug in Italien. Hannibal wäre verloren ge- 
wesen, wenn sein ermattetes Heer gleich vom Feinde angegriffen wäre; 
aber die Römer ließen ihn in die schöne norditalische Tiefebene vorrücken, 
wo seine Krieger sich bald wieder kräftigten. Dann schlug er die Feinde 
in zwei Schlachten. Im Frühjahre schickte er sich an, das Apenninen- 
gebirge zu überschreiten, um in Mittelitalien einzudringen. Weil aber 
alle Zugänge dahin vom Feinde besetzt waren, mußte Hannibal durch 
das Thal des Flusses Arno eindringen. Der ausgetretene Fluß hatte 
aber das Land weithin überschwemmt, so daß seine Krieger vier 
Tage und vier Nächte bis an die Kniee im Wasser stehen mußten. 
Oft bildeten sie von Gepäck eine Lagerstätte; den Pferden fielen 
die Hufe ab, Hannibal selbst büßte durch eine Entzündung ein Auge 
ein.' Leidend, aber ungebeugt erreichte er die Höhe der Apenninen, wo 
ihm ein starkes römisches Heer entgegentrat. Wieder schlug er es, und 
damit stand ihm der Weg nach Rom offen. Doch wollte Hannibal erst 
die ganze Halbinsel bezwingen, bevor er stch gegen diese mächtige Stadt 
wandte. Deshalb zog er nach dem Süden Italiens, so daß die Römer 
aufs neue ein Heer rüsten konnten. Diesem gaben sie einen alten er- 
fahrenen Feldherrn, der von der Höhe des Gebirges herab den Feind 
aufmerksam beobachtete, ohne ihn anzugreifen, so daß seine eigenen 
Soldaten ihn den Zauderer nannten. Endlich gelang es ihm, 
Hannibal in einem Thalkessel einzuschließen. Aber der Schlaue rettete 
sich durch eine List. In der Nacht ließ er 2 000 Ochsen Bündel von 
Reisig zwischen die Hörner binden und dann anzünden; darauf jagte er 
die wütenden Tiere die Bergwand hinan gegen das römische Lager. Die 
Römer flohen entsetzt davon, während Hannibal auf der andern Seite 
entkam. An die Stelle des Zauderers traten bald darauf zwei römische 
Feldherren, die sich sogleich zu einer Schlacht rüsteten. Dieselbe wurde 
bei Cannä geschlagen und war die blutigste des ganzen Krieges. 216 
Wieder siegte Hannibal. Nicht weniger als 70 000 Römer bedeckten das 
Schlachtfeld, darunter 80 Senatoren. Dennoch griff Hannibal auch jetzt 
die Hauptstadt nicht an, denn auch sein Heer war sehr gelichtet, und 
dringend bat der Held in Karthago um Unterstützung. 
6. Wendung des Glücks. Aber gerade in dieser schweren Zeit 
zeigte Rom, wie sehr es der Feindin überlegen war in der Liebe zum 
Vaterlande und in dem Opfermuts für das Heer. Hannibal bat trotz 
seiner glänzenden Siege vergebens: Karthago schickte ihm weder Geld
	        
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