Full text: Erstes Lesebuch für die Oberstufe (Teil 5, [Schülerband])

B. Buͤrgerliches Leben. 
Zu seiner Besoldung gehörte unter anderm ein Grundstück, das er 
alljährlich mit Kartoffeln oder Gemüsepflanzen bestellte. Als er den Acker 
zum erstenmal in Augenschein nahm, bemerkte er auf dem Fahrwege ver— 
schiedene Löcher, in welche die Wagen bald rechts, bald links sanken. 
„Warum füllt ihr denn die Löcher nicht mit Steinen aus?“ fragte 
Meister Hämmerlein die Nachbarn, welche ihm den Acker zeigten. — 
„Je,“ sagten diese, „man kann immer vor andern Arbeiten nicht 
dazu kommen.“ — Was tat aber Meister Hämmerlein? — So oft 
er arf seinen Acker ging, las er von ferne schon Steine zusammen 
und leppte deren oft beide Arme voll bis zu den Löchern. Die Bauern 
lachten, daß er, der selbst kein Gespann hielt, für andre den Weg 
besserte; aber ohne sich stören zu lassen, fuhr Meister Hämmerlein fort, 
jedesmal wenigstens ein paar Steine auf dem Hin- und Herwege in die 
Löcher zu werfen, und in etlichen Jahren waren sie ausgefüllt. — „Seht 
ihr es,“ sagte er nun, „hätte jeder von euch, der leer die Straße fuhr, 
auf dem Wege die Steine zusammengelesen, auf den Wagen geladen und 
in die Löcher geworfen, so wäre der Weg mit leichter Mühe in einem 
Vierteljährchen eben geworden.“ Joh. Ferd. Schle. 
Jeder ist seines Glückes Schmied. — Arbeit und Zleiß behält 
den Preis. — Den Geschickten hält man wert, den Ungeschickten 
niemand begehrt. 
82. Pslicht für jeden. 
Immer strebe zum Ganzen! Und kannst du selber kein Ganzes 
werden, als dienendes Glied schließ an ein Ganzes dich an! 
Friedr. v. Schiller. 
83. Der König und der Müller. 
1. Es wohnt ein Müller sorgenfrei 4. „Mein Mühlchen ist mir gut genug, 
in seiner kleinen Mühle. das lass' ich meinen Erben; 
Das Mühlchen klappert Brot herbei es trägt des Vaters Segensspruch, 
bei Sonnenbrand und Kühle. hier will ich ruhig sterben.“ 
2. Nicht weit davon ein König hatn d Der Fürst sagt ja, der Müller nein; 
ein Schloß sich aufgebauet. der Fürst wird ungeduldig. 
War nicht die Muhl man hatte Stadt dch bin dein herr; das Land ist mein; 
und Land draus überschauet. du bist zu weichen schuldig.“ 
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5. Der Rönig bot dem Müller Geld: d he ht n n 
„Verkauf' mir deine Hütte! den starren Sinn dir beugen.“ — 
Bau' neu sie auf, wo dir's gefällt, „Ihr irret, Herr, Euch werden bald 
nach größerm Maß und Schnitte.“ — Fie Richter andres zeigen.“ 
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