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Wilhelm I. — Bismarck.
Abteilung festzustellen. • Die Erscheinung des mutigen Königssohnes be-
geisterte die wankenden Krieger zu neuen Anstrengungen, und sie warfen
den Feind. Mittlerweile hatte Prinz Wilhelm sich nach der Zahl der
Toten und Verwundeten erkundigt und erfüllte so seinen Auftrag zur
größten Zufriedenheit des Vaters.
Vermählung. Nach dem Frieden blieb er Offizier. Er war zu einem schönen,
stattlichen Manne herangewachsen. Er gewann die Zuneigung der
Prinzessin Augusta Von Sachsen-Weimar und in ihr eine treue
Lebensgefährtin (1829), mit der er 50 Jahre später die Goldene Hochzeit
feiern durfte.
Mit seiner Gemahlin erzog Prinz Wilhelm seine beiden Kinder, den
Prinzen Friedrich Wilhelm und die Prinzessin Luise, auf das sorg-
fältigste. Die Mutter wohnte fast immer den Lehrstunden bei und lernte
noch mit den Kindern.
Si848nt'r _ ^Ö(f) dem Tode Friedrich Wilhelms III. war der Kronprinz als Friedrich
WilhelmIV. König geworden. Seinen Bruder Wilhelm machte er zum
Befehlshaber des Heeres, für das dieser dann unermüdlich sorgte. Die
preußischen Soldaten bewährten ihre Treue auch im Jahre 1848.' Damals
brach in Berlin, wie in vielen anderen Städten, eine Revolution aus,
weil das Volk eine Verfassung haben wollte. Die Verfassung gab später der
König seinem Volke; aber die Versuche des Volkes, durch eigene
Gewalt in einem Straßenkampfe seinen Witten durchzusetzen, waren an
der Tapferkeit der treuen Soldaten gescheitert. Gegen den ersten Sol-
baten, den Prinzen Wilhelm, wandte sich damals besonders die Er-
bitterung.
leim S Der König erkrankte einige Jahre darauf so schwer, daß er nicht mehr
Wnig. regieren konnte. So vertrat ihn denn schon seit 1858 Prinz Wilhelm als
Prinz-Regent und wurde, nachdem er gestorben war, selbst König (1861).
Er zählte schon vierundsechzig Jahre, als er den Thron bestieg. Für
?erstärwng° feine erfte Pflicht sah er es an, das Heer, durch das Preußen groß ge-
worden war, zu verstärken und zu verbessern. Die Vertreter des Volkes (das
Abgeordnetenhaus) wollten aber die Notwendigkeit einer Heeresvermehrung,
wie sie der König forderte, nicht anerkennen. Es kam deshalb zn großen
Meinungsverschiedenheiten zwischen dem König und seinem Volke, die auch
dem Könige schwere Stunden und viele schlaflose Nächte bereiteten. Aber er
blieb fest bei dem, was er einmal als notwendig erkannt hatte. Zu Preußens
und Deutschlands Heil fand er tüchtige Männer, die ihm treu zur Seite
standen. Zwei von ihnen sind bis zu seinem Lebensende seine Berater
Wilhelms? und Gehilfen gewesen. Das waren erstens sein Kriegsminister, der Ge¬
neral Albrecht von Roon, dann Hellmuth von Moltke, der schweig-
same Schlachtendenker, der die Pläne für die großen Kriege gemacht hat.
Vor allem aber Otto von Bismarck. Unter den Prinzen des König-
lichen Hauses fanden sich zwei treffliche Heerführer, der Kronprinz
Friedrich Wilhelm und der Prinz Friedrich Karl.