Verlauf des Siebenjährigen Krieges.
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Hauptheer unter Persönlicher Führung des Königs durch die vereinigten
Russen und Österreicher die schwere Niederlage bei Kunersdorf:
der einst von Friedrich verschmähte Laudon entschied durch sein geschicktes
Eingreifen das Schicksal des Tages. Nur die oben begründete eigen-
artige Handlungsweise der russischen Führer rettete Friedrich.
General Soltikow machte das weitere Zusammenwirken mit den Öfter-
reichern davon abhängig, daß sie seine Truppen mit Lebensmitteln versorgten,
was in der von drei Heeren (Preußen, Russen, Österreichern) ausgesogenen
Gegend sehr schwer war. Friedrich, davon unterrichtet, ließ die von Daun
abgesandten Proviantkolonnen wegfangen. Als nun die Österreicher den
Russen dafür Geld anboten, sagte Soltikow: „Meine Russen essen kein
Geld", und zog sich nach Polen zurück. Er konnte seiner Kaiserin einen
Sieg melden und war trotzdem sicher, das Wohlwollen des Thronfolgers
nicht verscherzt zu haben.
Doch ergab sich auf die Nachricht von der Kunersdorfer Niederlage
Dresden an Daun und ein zu dessen Umgehung abgesandtes
preußisches Korps unter General Fink wurde bei Ma^en gefangen.
Auch das Jahr 1760 begann unter schlechten Borzeichen: General 1760
Fouque, von Friedrich in Schlesien zurückgelassen, erlag bei Lands¬
hut i. Sch. der Übermacht Laudons. Friedrich mußte nun die
mittlerweile begonnene Belagerung Dresdens aufgeben und mit dem
Kern seines sehr zusammengeschmolzenen Heeres nach Schlesien eilen.
Hier erfocht er durch eine Kriegslist den Sieg bei Liegnitz (über
Landon), erhielt jedoch die Nachricht, daß russische und öfter-
reichische Streifscharen Berlin selbst besetzt hätten. Zwar zogen
dieselben auf die Kunde von Friedrichs persönlicher Annäherung wieder
ab, aber Daun hatte unterdessen fast ganz Sachsen erobert. Jetzt
setzte Friedrich seine ganze Kraft ein, um dieses wichtige Land nicht
vollständig zu verlieren. Bei Aorgau entbrannte eine der blutigsten Nov.
Schlachten des ganzen Krieges; lange schwankte der Sieg; endlich wurde
er durch den wackeren Ziethen zugunsten der preußischen Waffen
entschieden. Daun zog sich über die Elbe zurück. Friedrich konnte
wenigstens das wichtige Leipzig halten, wo er seine Winterquartiere
nahm. Aber seine Mittel und Kräfte waren erschöpft.
Das vorletzte Kriegsjahr schien die völlige Niederlage der Preußen 1761
bringen zu wollen. Georg II. von England-Hannover war ge¬
storben ; die Engländer, die unterdessen ihre Eroberungen in Nord-
amerika abgeschlossen hatten, sahen nun keinen Grund mehr, den
Kontinentalkrieg durch ihre Hilfsgelder länger zu unterhalten, und be-
nutzten deshalb den Thronwechsel als Vorwand, um ihre Zahlungen
an Friedrich einzustellen. Dies traf den Helden schwer. Kaum brachte