Full text: Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen

Verlauf des Siebenjährigen Krieges. 
263 
Hauptheer unter Persönlicher Führung des Königs durch die vereinigten 
Russen und Österreicher die schwere Niederlage bei Kunersdorf: 
der einst von Friedrich verschmähte Laudon entschied durch sein geschicktes 
Eingreifen das Schicksal des Tages. Nur die oben begründete eigen- 
artige Handlungsweise der russischen Führer rettete Friedrich. 
General Soltikow machte das weitere Zusammenwirken mit den Öfter- 
reichern davon abhängig, daß sie seine Truppen mit Lebensmitteln versorgten, 
was in der von drei Heeren (Preußen, Russen, Österreichern) ausgesogenen 
Gegend sehr schwer war. Friedrich, davon unterrichtet, ließ die von Daun 
abgesandten Proviantkolonnen wegfangen. Als nun die Österreicher den 
Russen dafür Geld anboten, sagte Soltikow: „Meine Russen essen kein 
Geld", und zog sich nach Polen zurück. Er konnte seiner Kaiserin einen 
Sieg melden und war trotzdem sicher, das Wohlwollen des Thronfolgers 
nicht verscherzt zu haben. 
Doch ergab sich auf die Nachricht von der Kunersdorfer Niederlage 
Dresden an Daun und ein zu dessen Umgehung abgesandtes 
preußisches Korps unter General Fink wurde bei Ma^en gefangen. 
Auch das Jahr 1760 begann unter schlechten Borzeichen: General 1760 
Fouque, von Friedrich in Schlesien zurückgelassen, erlag bei Lands¬ 
hut i. Sch. der Übermacht Laudons. Friedrich mußte nun die 
mittlerweile begonnene Belagerung Dresdens aufgeben und mit dem 
Kern seines sehr zusammengeschmolzenen Heeres nach Schlesien eilen. 
Hier erfocht er durch eine Kriegslist den Sieg bei Liegnitz (über 
Landon), erhielt jedoch die Nachricht, daß russische und öfter- 
reichische Streifscharen Berlin selbst besetzt hätten. Zwar zogen 
dieselben auf die Kunde von Friedrichs persönlicher Annäherung wieder 
ab, aber Daun hatte unterdessen fast ganz Sachsen erobert. Jetzt 
setzte Friedrich seine ganze Kraft ein, um dieses wichtige Land nicht 
vollständig zu verlieren. Bei Aorgau entbrannte eine der blutigsten Nov. 
Schlachten des ganzen Krieges; lange schwankte der Sieg; endlich wurde 
er durch den wackeren Ziethen zugunsten der preußischen Waffen 
entschieden. Daun zog sich über die Elbe zurück. Friedrich konnte 
wenigstens das wichtige Leipzig halten, wo er seine Winterquartiere 
nahm. Aber seine Mittel und Kräfte waren erschöpft. 
Das vorletzte Kriegsjahr schien die völlige Niederlage der Preußen 1761 
bringen zu wollen. Georg II. von England-Hannover war ge¬ 
storben ; die Engländer, die unterdessen ihre Eroberungen in Nord- 
amerika abgeschlossen hatten, sahen nun keinen Grund mehr, den 
Kontinentalkrieg durch ihre Hilfsgelder länger zu unterhalten, und be- 
nutzten deshalb den Thronwechsel als Vorwand, um ihre Zahlungen 
an Friedrich einzustellen. Dies traf den Helden schwer. Kaum brachte
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.