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II. Kultmbüder aus Welt und Werkstatt.
die Arbeitsmaschine wird durch ein Gewicht betrieben, welches in 1 Sek. 10 m
Weg zurücklegt, und 75 kg. wiegt oder bei 30 m 25 kg, oder bei 75 m 10 kg.
wiegt; diese Leistungen würden alle 10 Pferdekraft repräsentieren.
Mit der Verbreitung der Dampfmaschine hat mau aber nicht nur des Ausdrucks
„Pferdekraft" sich bedienen gelernt, sondern auch nebenbei noch von „Atmosphären¬
druck" gehört und beide Bezeichnungen gelegentlich — verwechselt. Man findet
häufig genug die Ansicht vertreten, daß die Zahl des Atmosphärendrucks im Kessel
die Änzahl der Pferdestärken angebe. Zur Erläuterung diene folgendes. Bleiben
wir bei dem Beispiel von dem fallenden Gewicht und dem in einer Sekunde zurück¬
gelegten Weg, so repräsentiert die Dampfspannung in der Maschine immer
nur den Druck; es folgt ferner, daß der Druck im Kessel größer, wenn die
Maschine langsam, und kleiner sein muß, wenn dieselbe schneller läuft, vorausgesetzt,
daß eine gleiche Anzahl Pferdekräfte gebraucht wird, also giebt der Druck im Kessel,
der „Atmosphärendruck" die Anzahl der Pferdekraft einer Dampfmaschine nicht an,
kann aber wohl zufälligerweise derselben gleich sein. Atmosphärendruck giebt ein
Gewicht an, während wir unter Pferdekraft das Produkt von Gewicht
und Weg pro Sekunde verstehen.
Wie groß ist denn das Gewicht eines Atmosphärendrucks? Um auch hierüber
völlige Klarheit zu gewinnen, diene noch folgendes zur Erläuterung. Das Gewicht
eines Atmosphärendrucks ist gleich dem Gewicht einer Luftsäule, die in der Höhe der
Meeresfläche einer Quecksilbersäule von 76 cm das Gleichgewicht hält, wie dies beim
normalen Stande des Quecksilbers im Barometer der Fall ist. Nehmen wir nun
eine Quecksilbersäule von 1 qcm Grundfläche, so haben wir bei 76 cm Höhe 76 cm.
Da nun 1 ccm Quecksilber 13,59 gr wiegt, so ist der Lust-, oder was gleichbedeutend,
ein „Atmosphärendruck" gleich einem Gewicht von 1,0328 kg auf 1 qcm Fläche,
oder auf 1 qm ----- 10 328 kg. Jeder Oradratcentimeter eines Dampfkessels hat
also bei 1 Atmosphärendruck ein Gewicht oder einen Druck = 1,0328 kg Widerstand
zu leisten und so weiter.
Mit dem Maß „Pferdekraft" sind alle Motoren zu messen, seien es Wind-,
Wasser-, Heißluft-, Gas- oder Dampfmotoren. Wie derarüge Messungen vorgenommen
werden (mit dem Indikator, dem Prony'schen Zaum), das kann hier nicht näher be¬
schrieben werden; das Maß bleibt bei allen Arten von Motoren das gleiche, genau
so, wie Liter das gleich große Maß bleibt, ob mau Bier, Wein, Essig oder Milch ab¬
messen will.
Die verschiedenen Arten der Motoren.
Sehen wir nun auf die Naturkräfte, die man für Motorenzwecke
auszunutzen gesucht hat, so sind es folgende:
1. Die Spannkraft der erhitzten Luft — Heißluftmotoren.
2. Die Explosions- und Spannkraft brennbarer Gasgemenge —
Gasmotoren.
3. Die in den Wasserleitungen der Städte zur Verfügung stehende
Wasserkraft — Wafsermotoren.
4. Die Federkraft — Federmotoren.
5. Die elektrische Kraft — elektrische Motoren.
1. Die Heißluftmaschine.
Bei den Heißluftmaschinen wird das Bestreben der Lust, im er¬
wärmten einen größeren Raum als im kalten Zustande einzu¬
nehmen, als bewegendes Mittel benutzt. Hat man ein mit Luft gefülltes,
nach allen Seiten geschlossenes Gefäß erwärmt, so wird die darin befind¬
liche Luft das Bestreben haben, sich auszudehnen; ist eine Wandung schwach
genug, so wird sie zerplatzen, ist sie jedoch so eingerichtet, daß sie sich ver¬
schieben kann, so wird während der Erwärmung eine langsame Verschiebung