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Waren glänzende Schauspiele, die Gekrönten aber nichts als
Schattenkönige.
Kaisertum und Papsttum. Zu dieser Schwächung der kaiser¬
lichen Macht trug wesentlich ihr Kampf gegen das Papsttum bei.
Rom galt als die Hauptstadt der Welt, daher wurde den römischen
Bischöfen nicht nur der erste Platz unter den übrigen eingeräumt,
sondern sie gelangten auch zur Oberherrschaft über die römisch-
katholische Kirche. Das Papsttum machte sich sehr verdient um
die Ausbreitung des Christentums, so unter den Angelsachsen in
England und unter den Völkerschaften Deutschlands. Bonifatius
setzte es durch, daß auch die deutsche Kirche sich dem römischen
Papste unterwarf. So hoch auch die Macht der Päpste gestiegen
war, so waren doch die weltlichen Mächte nicht gewillt, sich ihr
unterzuordnen. Im Gegenteil, die Papstwahlen waren noch lange
abhängig von den Kaisern. Noch Heinrich III. setzte Päpste ab
und ein. Auch die deutschen Bischöfe blieben ganz der Herrschaft
der Könige unterworfen, sie waren ja Landesherren geworden
und somit Vasallen der Könige. Aber diese Doppelstellung, die
sie als Untergebene des Papstes und als deutsche Landesfürsten
einnahmen, führte zu ernsten Zerwürfnissen. Die Könige ver¬
gaben die Bistümer häufig nicht an die würdigsten Bewerber,
sondern an ihre Günstlinge, oft genug an solche, die den höchsten
Preis dafür zahlten. Man nannte ein solches Verfahren Simonie.
Daher entsprang der Streit mit den Päpsten, die sich allein das
Recht zusprachen, geistliche Ämter zu vergeben. Diese Forderung
erhob mit aller Entschiedenheit der Willensstärke Gregor VII. Er
ging aber weiter, er erstrebte nicht nur die Unabhängigkeit der
geistlichen Gewalt von der weltlichen, sondern er ging darauf aus,
das Papsttum über alle weltliche Gewalt, auch über die kaiserliche
zu erheben. Damit begann der Kampf, der Deutschland jahr¬
hundertelang zerrüttet hat. Gregor wagte es, den ersten Herrscher
der Christenheit, Heinrich IV., vor sein Gericht nach Rom zu laden
und es gelang ihm, diesem die Demütigung in Canossa zu be¬
reiten, weil die deutschen Fürsten sich auf seine Seite stellten.
Auch in der folgenden Zeit dauerte der Kampf zwischen Papst¬
tum und Kaisertum fort und wurde mit größter Heftigkeit ge¬
führt. Besonders durch die Kreuzzüge hob sich die Stellung der
Päpste in den Augen der Christenheit gewaltig. Ein sehr begabter
Streiter für die Macht des Papsttums erstand später in Jnnocenz III.
Schillmann u. Biergutz, Leitfaden III. 4