18. Friedrich Wilhelm III.
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gehörte. Der König wollte zuerst den Vertrag nicht annehmen, aber
er mußte es; denn sonst drohte Frankreich mit Krieg. Die Besetzung
Hannovers brachte Preußen nur die Feindschaft Englands. Napoleon
hielt seine gegen Preußen vorgeschobenen Truppen in Süddeutschland
unter Waffen. Preußen forderte die Zurückziehung derselben. Na-
poleon antwortete damit, daß er sie nach dem Fichtelgebirge weiter
vorschob. Damit war der Krieg erklärt. — Der Verlauf desselben
war kurz und der Ausgang für Preußen verhängnisvoll: am 10. Ok¬
tober 1806 schlug Napoleon die preußische Vorhut bei Saalfeld
(hier fiel Prinz Ludwig Ferdinand), und am 14. Oktober 1806 ver¬
nichtete er in der unglücklichen Schlacht bei Jena und Auerstädt
den Wahn der alten preußischen Generale, daß das Heer Friedrichs
des Großen unbesiegbar sei. — 14 Tage später zog Napoleon als
Sieger in Berlin ein. Um das Maß des Unglücks voll zu machen,
ergaben sich die meisten Festungen ohne Schwertstreich: Erfurt, Magde¬
burg, Küstrin, Stettin. — Nur der alte Blücher schlug sich bis Lübeck
durch und kapitulierte „aus Mangel an Brot und Munition", und
auch die Festungen Thorn, Graudenz, Danzig und Colberg (Gnei-
senan, Nettelbeck, Schill) hielten tapfer aus. — Die königliche Familie
floh nach dem äußersten Osten des Landes; dort auch sammelten sich
die Reste des geschlagenen und versprengten Heeres und vereinigten
sich hier mit den Russen. Preußen und Russen lieferten am 7. und
8. Februar 1807 den Franzosen die unentschiedene Schlacht bei Ey lau.
Die geringe Hoffnung aus Befreiung, welche dieser Tag erweckte, ward
vernichtet durch die Niederlage von Friedland (14. Juni 1807).
Napoleon wußte den Kaiser Alexander von Rußland auf seine Seite
zu bringen, und Preußen mußte den Frieden von Tilsit ein-
gehen, alle Gebiete westlich von der Elbe abtreten und 140 Millionen
Franken Kriegskosten bezahlen. So war auch Preußen auss tiefste
gedemütigt.
(1. Königin Luisens letzte Jahre. Fast niemand litt schwerer
unter dem herben Geschick, das über Preußen hereingebrochen war,
als die edle Königin selbst. Aber auch in den Tagen des Unglücks
verlor sie nicht ihren Mut und im Hinblick auf die Ihrigen nicht
die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Mit klarem Blick erkannte
sie die Ursachen der Not: „Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren
Friedrichs des Großen; wir sind mit der Zeit nicht fortgeschritten,
daher überflügelt sie uns." „Weil wir abgefallen, darum sind wir
gesunken." — Aber dem stolzen Sieger Napoleon gegenüber, der sie
in Tilsit zu sprechen verlangte, erklärte sie mit Festigkeit: „Dem