Full text: G. G. Bredows Leitfaden für die Weltgeschichte

19. Preußens Erhebung. 
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war der oberste Grundsatz; er wurde der Schöpfer der noch heute be¬ 
stehenden allgemeinen Wehrpflicht. Indessen durfte Preußen nach den 
Bedingungen des Tilsiter Friedens nur ein Heer von 42 000 Mann 
unterhalten. Diese Bedingung wurde erfüllt, jedoch die ausgebildete 
Mannschaft sofort entlassen, und eine noch ungeübte sofort wieder ein- 
berufen. So hatte man bald 150 000 einexerzierte Leute im Lande, 
die nur auf den Ruf des Königs warteten. — Mittlerweile war 
Stein von Napoleon in die Acht erklärt worden und hatte Preußen 
verlassen müssen. Er wandte sich zuerst nach Österreich und dann 
nach Rußland. 
b. Vereinzelte Kämpfe gegen Napoleon, Auch in Öfter- 
reich war das Heer erneuert worden, und da Napoleon in Spanien 
bedrängt wurde, glaubte man, gegen Frankreich von neuem das Glück 
der Waffen versuchen zu können. 1809 erklärte Österreich den Krieg. 
Aber Napoleon blieb der Sieger; die Schlacht bei Wagram ent- 
schied sich zu seinen Gunsten, und es erfolgte der vierte für Österreich 
nachteilige Frieden, der zu Wien, 1809. — In diese Zeit fällt 
auch der Volksaufstand gegen die Franzosen in Tirol. (Andreas 
Hofer.) — Nunmehr regte es sich auch im Reiche. Da die Regenten 
noch nichts zu thun wagten, gingen einzelne begeisterte Männer auf 
eigne Hand vor, so der hessische Oberst von Dörnberg, dessen 
ungeübte Landleute aber nicht den Kartätschen und Reiterangriffen 
zu widerstehen vermochten; so der tapfere Schill, der mit 500 Reitern 
aus Berlin rückte und einen Volkskrieg entzünden wollte. Er fand 
seinen Heldentod in Stralsund , und elf seiner Offiziere wurden in 
Wesel wie Hochverräter erschossen; ferner Friedrich Wilhelm 
von Braun schweig, der von Land und Leuten vertrieben war. 
Er führte seine 2000 Mann von Bayern mitten durch Deutschland 
nach Elsfleth an der Weser, von da zu Schiffe nach Helgoland, 
England und Spanien, wo die Tapferen in der „deutschen Legion" 
gegen Napoleon kämpften. (1809.) 
c. Napoleons Zug nach Rußland. Auch mit Rußland, dessen 
Freundschaft sich Napoleon, so lange ihn solches gut dünkte, zu 
erhalten gewußt hatte, geriet er endlich in Krieg. Die Veranlassung 
war Napoleons Forderung, daß Rußland die Absperrung seines 
Landes gegen den englischen Handel („Kontinentalsperre") streng durch- 
führen sollte. Auf Rußlands Weigerung folgte die Kriegserklärung. 
Preußen und Österreich mußten sich Frankreich anschließen. Mit einer 
halben Million trefflicher Soldaten und 1200 Kanonen brach Napoleon 
im Sommer 1812 in Rußland ein; die Russen wichen vor ihm zurück,
	        
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