20. Napoleons Sturz. 105
Engländern völlig geschlagen. Als er zur Flucht nach Amerika keinen
Ausweg finden konnte, ergab er sich den Engländern, die ihn als
Gefangenen nach St. Helena abführten, wo er 1821 starb.
Der zweite Pariser Friede, am 20. November 1815 ge¬
schlossen, gab dem erschütterten Europa die erwünschte Ruhe wieder.
Die meisten Fürsten Europas schlössen die heilige Allianz, um die
Ruhe zu befestigen und das wieder hergestellte Gleichgewicht zu erhalten,
und mehrere deutsche Staaten erhielten landständische Verfassungen.
Frankreich mußte nach dem Pariser Frieden mehrere Gebietsteile
abtreten, die in früheren Kriegen geraubten Kunstschätze wieder her-
ausgeben und 700 Millionen Franken Kriegs - Kontribution zahlen-
17 Festungen blieben auf 5 Jahre von den Verbündeten besetzt.
c. Preußen nach dem Kriege. Friedrich Wilhelms III.
Streben war es jetzt, durch weise Verordnungen seinem neugestalteten
Lande eine einheitliche Verwaltung zu geben. An die Spitze der
Provinzen wurden Ober Präsidenten gestellt, die Provinzen selbst
in Regierungsbezirke, diese in Kreise eingeteilt, deren Leitung Land-
raten unterstellt wurde. — Ein Provinzial-Schul-Kollegium leitete in
jeder Provinz die höheren Schulanstalten, ein Konsistorium die kirch¬
lichen Angelegenheiten, durch Einrichtung von Provinzialständen wurde
der Bevölkerung ein gewisser Einfluß auf die inneren Angelegenheiten
der Provinz gewährt. Durch Gründung des Zollvereins fielen inner-
halb des größten Teiles Deutschlands die für Handel und Verkehr
so lästigen Zollschranken. — Sehr viel geschah für Hebung des Schul-
wesens (Universitäten Wittenberg und Halle in Halle vereinigt, Berlin
und Bonn neu gegründet), besonders des Volksschulwesens durch
Gründung von Seminaren, neuen Volksschulen und Betonung der
allgemeinen Schulpflichtigkeit. — Des Königs Herzenswunsch war es,
die lutherische und reformierte Konfession zu einer einheitlichen pro-
testantischen, der „Union", zu verbinden; sein Wunsch wurde nur zum
Teil erfüllt: neben der unierten Landeskirche blieben zahlreiche „alt-
lutherische" Gemeinden bestehen. — So konnte in Preußen die tiefe
Mißstimmnng, welche in vielen Staaten sich des Volkes bemächtigt
hatte, weil die Fürsten nach dem Freiheitskriege den Bürgern die er-
sehnten Früchte ihrer freudig dargebrachten Opfer vorenthielten, nicht
um sich greifen. Das verhinderte auch die große Liebe und Ver-
ehrung, welche Friedrich Wilhelm III. bei seinem ganzen Volke genoß.
Von seinem Volke aufrichtig betrauert, starb er am 7. Juni 1840.
Er fand seine Ruhestätte in Charlottenburg an der Seite der Königin
Luise.