Full text: G. G. Bredows Leitfaden für die Weltgeschichte

34 II. Deutsche Geschichte. 
hindurch. Ruhmwürdig aber war die deutsche Treue und Redlichkeit. 
— Übrigens waren die alten Deutschen nicht so roh und unwissend, 
als manche wohl geglaubt haben. Sie hatten bereits eine Art Volks- 
Verfassung und eine Einteilung in Gaue oder Gemeinden, an deren 
Spitze Vorsteher standen, die nach dem alten Herkommen alle Strei- 
tigkeiten schlichteten. Ihre Volkshelden feierten sie in Kriegsliedern. 
Ihre Kleider und Häuser waren einfach; das Gewand der Frauen 
war aus Linnen und bisweilen mit Purpurstreifen geschmückt. 
Die deutsche Nation war in viele kleine Völkerschaften geteilt, 
die nicht in Städten, sondern in kleinen Dörfern und einzelnen 
Häusern wohnten. Die Fürsten beherrschten selten ein großes Gebiet, 
hatten aber gern ein großes Gefolge um sich. Nichts geht über die 
Anhänglichkeit, womit ein solches Gefolge seinem Anführer ergeben 
war; ihn in der Schlacht zu überleben war die größte Schande. 
Tapferkeit machte daher die Deutschen allen Anwohnenden furchtbar; 
die Römer nahmen sie gern zu Soldaten; die Kaiser rühmten sich 
gern, Deutschland besiegt zu haben; doch Deutschland war und blieb 
unüberwunden. — Die Verachtung des Todes bei den Deutschen kam 
auch daher, daß sie an ein künftiges Leben glaubten, wo sie gleichfalls 
kämpfen und Bier trinken würden. Deswegen verbrannte man mit 
dem Toten dessen Hunde, Pferde und Sklaven, gab ihm Waffen und 
Geld mit und an Meeresküsten Stücke von Schiffen. — Als Gottheit 
verehrten sie ein höchstes Wesen in heiligen Hainen, welches sie bald 
Wodan, bald Allvater nannten; bis allmählich in den folgenden 
Jahrhunderten die veredelnde Religion Christi sich auch in Deutschland 
verbreitete und zur Anbetung Eines Gottes die frommen Gemüter 
hinführte. 
t>. Kämpfe mit den Römern. Die Deutschen kamen zuerst mit 
den Römern in feindliche Berührung, als reichlich 100 Jahre v. Chr. 
zwei deutsche Stämme, die Kimbern und Teutonen, aus dem 
nördlichen Deutschland nach Süd-Europa aufbrachen, um sich bessere 
Wohnsitze zu suchen. In den Ostalpen trafen die Kimbern auf die 
Römer, besiegten dieselben aber in der Schlacht bei Noreja, 113 v. 
Chr. Von den Ostalpen zogen sie durch Gallien nach Spanien, ver- 
banden sich dann mit den Teutonen und hausten mit diesen eine Zeit- 
lang wieder in Gallien. Nun beschlossen die beiden Stämme, sich zu 
trennen und vereinzelt in Italien einzudringen, die Teutonen über die 
Westalpen, die Kimbern über die Mittelalpen. 
Ganz Rom zitterte. Da brachte ein Mann Hülfe, der von ganz 
geringem Stande zu der hohen Stellung eines Oberbefehlshabers sich
	        
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