Contents: Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittelschulen

95 
Karl d. Gr, Son Pipin's des Kurzen, herrschte bis zum Tode seines 
Bruders Karlmann, also bis 771, bloß in Austrasien, von da an auch in 
Neustrien, weil die neustrischen Neichsstände an Stelle der unmündigen 
Söne Karlmann's nach einem kräftigen Könige verlangten. Sie sollten 
in ihren Erwartungen nicht getäuscht werden; denn Karl vereinigte 
alle Eigenschaften eines Heldm und Regenten in sich. Er war 
über zwei Meter groß und gewann fchoit durch sein männliches Austreten 
alle Herzen, noch größere Achtung aber flößten sein scharfer, durchdringender 
Verstand, sein unerschütterlicher Mut, sein fester Wille ein. — Seine 
Bestrebungen waren darauf gerichtet: die Völker Europa's, 
namentlich die germanischen, zu einigen und zu christianisiren, 
ein Riesenplan, der zum Glucke Europa's nicht vollendet wurde; denn) 
bei völliger Übereinstimmung in Relio^on^, Sprache und Sitte würden > 
Strebsamkeit und Wetteifer unter den einzelnen Völkern nachlassen, und f 
Geist und Wesen derselben könnten sich dann nicht mehr eigenartig 1 
entwickeln. 
Der Gründung des weltbeherrschenden fränkischen Reiches ging eine 
Reihe Kriege vorher, unter denen sich besonders die blutigen Sachsen- 
Iriege 772—803 durch ihre lauge Dauer sowol, als durch die 
Hartnäckigkeit, womit auf beiden Seiten gestritten wurde, aus- 
zeichnen. Auf dem Reichstage zu Worms wurde der Krieg von den 
fränkischen Großen beschlossen. Karl eroberte die Eresburg (^?tabt- 
berg) an ber Diemel, zerstörte die Jrmensäule, ein das All tragendes 
Götzenbild, drang bis zur Weser vor und geroärte dann gegen 
Stellung von Geiseln Frieden. — Denn unterdessen wollte der 
Longobardenkönig Desiderius Papst Hadrian I. zwingen, 
die Söne Karlmann's, seine Enkel, als Frankenkönige zu 
salben. Der bedrängte Papu rief daher Karl zu Hilfe. Dieser 
überstieg rasch den Moni Cenis, nahm Pavia, die Hauptstadt 
des Longobardenreichs, nach lOmonatticherBelagerung, schickte Desiderius 
in ein Kloster und ließ sich an seiner Stelle zum Könige der 
Longobarden krönen 774. — In Abwesenheit Karl's 
erhoben sich die Sachsen unter Wittekind abermals, fielen 
verheerend in Hessen ein und konnten erst auf zwei Feld zügen 
bezwungen werden. Auf dem Reichstage zu Paderborn 777 
würbe Karl vondenmeisten sächsischen Großen gehulbigt 
und die Annahme bes Christentums versprochen. — Hier 
erschien auch ber durch den Chalifen Abderahman von Cordova vertriebene 
maurische Statthalter von Saragossa, flehte um Schutz, und Karl 
unternahm daher 778 einen Zug gegen bie Araber in Spanien, 
welcher die Erwerbung ber zwischen bem Ebro unb den Pyrenäen 
gelegeneu spanischen Mark zur Folge hatte. Aus bem Heimwege wurde 
aber Kart von einem großen Verluste betroffen; benn bie von feinem 
Neffen Roland, Son ber kaiserlichen Schwester Bertha unb Milon's von 
Englanb, gefürte Nachhut unterlag bei Roncevalles ber Heber- 
macht ber Saracenen. Zu spät brang ber Hilferuf bes Hornes „Dtifant" 
zu Karl's Or; er sanb bie Tapferen erschlagen in ben Pyrenäen. Dafür 
wurden sie später als Kämpfer für ben Glauben hoch gepriesen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.