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das Kleid des mit einem vergifteten Pfeile getöteten Centauren Nessus angezogen hatte,
Abermals rasend wurde und — da er den sicheren Tod voraussah — sich auf dem
Berge Oeta auf einem von seinem Freunde Philoktet, dem trefflichen Bogenschützen,
entzündeten Scheiterhaufen verbrennen ließ. Von Zeus in den Olymp er-
hoben, versönte sich Jan o mit ihm und verehelichte ihn mit ihrer Tochter H 6 b e.
Theseus, Son des Königs Aegeus von Athen, kam erst als Jüngling
in seine Vaterstadt, als er den schweren Stein zu heben vermochte, der des Vaters
Schwert und Schuhe bedeckte.
Er befreite Athen von dem schmachvollen Knaben- und Mädchen-
tribut, den es alljärlich an den König Minos von Kreta für den Minotanrus,
Halb Mensch, halb Stier, entrichten musste, indem er sich freiwillig unter die Zal der
Opfer (7 Jünglinge, 7 Jungfrauen) aufnehmen ließ und mit dem von der kretischen
Königstochter Ariadue erhaltenen Zauberschwerte das Ungeheuer erlegte. Mittelst
eines abgewickelten Fadens (Ariadnefaden), der wol symbolisch den von Dädalus ge-
fertigten Grnndriss artbeutet.,, fand er glücklich den Rückweg aus den verschlungenen
Gangen des Labyrinth's. Ägeus stürzte sich aber iu's Meer, weil die Schiffer bei der
Rückkehr nach Attifa vergessen hatten, der Verabredung gemäß die schwarzen Segel des
Tributschiffes mit Weißen zu vertauschen. — Der Erbauer des Labyrinth's, Dädalus,
wurde, weil er Mmos beleidigt hatte, samt seinem Sönchen Ikarus in Haft gehalten,
aus der sie sich aber mit Hilfe von (aus Wachs und Leinwand gefertigten) Flügeln zu
befreien wussten. Auf der Flucht kam Ikarus, obwol gewarnt, der Sonne zu nahe und
fiel, da seine Flügel schmolzen, in das nach ihm benannte Meer.
Theseus machte ferner mit seinem Freunde Pirithous von Thessalien eine
Reise in die Unterwelt, um für diesen Proserpina, Pluto's Gemalin, zu rauben,
und tötete hier den Sisyphus, der, weil er die Plane der Götter verraten hatte, zur
Strafe im Tartarus einen stets Wider Herabrollenben Felsblock ewig in bie Höhe wäl¬
zen musste. Der eigentliche Plan ber Helben aber misslang, ba sie von Pluto mit bem
Rücken an einen Felsen gebunben würben, aus welcher Lage sie erst Herkules befreite.
Vor den durch ihn geeinigten, aufständischen Athenern flüchtete er sich schließlich zu
Lhkomedes nach Skyros, der ihn hinterlistig von einem Felsen in's Meer stürzen ließ.
Ein dritter griechischer Heros ist Perseus, Son des Zeus und derDauae. Er
tarn mit seiner Mutter nach der von Polydektes beherrschten Insel Seriphus und
schlug auf dessen Verlangen mit Hilfe der Götter der Minervapriesterin Me-
busa das schlangenharige Haupt ab, oue bei ihrem Anblicke in Stein ver-
wandelt zu werden. Den Kopf nahm er mit sich und verwandelte damit auf der Rück-
reise den Riesen Atlas in Stein, weil dieser ihn unfreundlich aufgenommen hatte. Die
an einen Felsen gefesselte phönikische Königstochter Andomeda aber befreite er von dem
Ungeheuer, welchem sie zum Raube dienen sollte, und vermalte sich dann mit ihr. Er
wurde als Herrscher von Mycene meuchlings gemordet.
Gemeinsame Unternehmungen.
§ 14.
Der König Athamas von Orchomenns hatte nach Verstoßung seiner Gemalin
9iephele des Kadmus Tochter Ino geheiratet. Als diese nun ihren Stiefkindern,
Phrixns und Helle, nach dem Leben strebte, entflohen sie auf einem goldwolli-
gen Widder über das Meer, in dem Helle ertrank, und welches davon „Hellespont"
heißt. In Kolchis opferte hernach Phrixns den Widder und schenkte das gol¬
dene Vließ desselben dem Könige A est es, welcher es von einem Drachen hüten
ließ. Nun geschah es, dass Jason, Königsson von Jolkus in Thessalien, im Auf-
trage seines Vormunds, des Fürsten Pelias von Jolkus, auf dem Schiffe Argo
auszog, um dieses köstliche Kleinod zu holen, und mit ihm die tapfersten griechi¬
schen Helben: Herkules, Theseus, Pirithous, Kastor uub Pollux, ber Sängerkönig
Orpheus und die Väter der vor Troja kämpfenden Helden. fDies nennt man den
Argonautenzug. Nachdem das Abenteuer bei den cy an eischen Felsen glücklich be¬
standen war, landeten die Helden in Kolchis. Jason fürte mit Hilfe der Zau-