Full text: Vaterländische Geschichtsbilder

— 122 — 
man daraus im Kriege zur Zerstörung der Mauern, Brücken und anderer 
Festungswerke ziehen könne. Bald wurden daher große metallene Mörser 
angefertigt, in deren geschlossenem Ende sich eine kleine Öffnung (das 
Zündloch) befand. Man schob Pulver und darnach Steine durch die 
Mündung hinein und ließ durch jene kleine Öffnung einen Feuerfunken 
in die entzündliche Masse schlagen; sofort erdröhnte ein furchtbarer Knall 
und die Steinmassen wurden in die Ferne geschleudert. Damit war das 
grobe Geschütz erfunden, das bald allgemein in Aufnahme kam. 
Zum erstenmale scheint dasselbe in der Schlacht bei Crecy in Frank- 
reich, zwischen den Franzosen und Engländern, angewandt worden zu 
sein (1346). Allmählich wurden die Mörser zu Kanonen verlängert, 
die anfänglich eine außerordentliche Größe erhielten. Im Jahre 1378 
wurden zu Augsburg 3 Kanonen gegossen, von denen die größte Kugeln 
von 127, die mittlere von 70, die kleinste von 50 Pfund 1000 Schritte 
weit schoß. Diese Riesen waren aber so schwer fortzubewegen, daß 
man sich ihrer nur bei Belagerung und Verteidigung fester Plätze be- 
dienen konnte. Später machte man die Kanonen kleiner, worauf sie auch 
im freien Felde zn gebrauchen waren. Und endlich fertigte man die Rohre 
so dünn und leicht, daß sie von einem Manne bequem getragen und nach 
Willkür regiert werden konnten. Diese tragbaren Feuergewehre, welche 
Hand- oder Donnerbüchsen hießen, wurden ebenso wie die Mörser und 
Kanonen mit einer Lunte abgefeuert. Das älteste Zeugnis über den 
Gebrauch der Handbüchsen ist vom Jahre 1387, in welchem die Stadt 
Augsburg ihren Bundesgenossen 30 Büchsenschützen stellte. Überhaupt 
verfertigte man in Augsburg und Nürnberg lange Zeit die besten 
Büchsen und Kanonen, und dort wurden sie mit der Zeit auch vervoll- 
kommnet. So war es sehr unbequem und für das genaue Zielen äußerst 
hinderlich, daß die Handbüchsen mit einer Lunte abgebrannt wurden. 
Diesen Übelstand beseitigte das 1551 zu Nürnberg erfundene deutsche 
Feuerschloß, an welchem der zündende Funke durch ein umlaufendes 
stählernes Rad, das gegen den Kiesel am Hahne schlug, hervorgebracht wurde. 
Später (1650) verfielen die Italiener auf das sogenannte Flintenschloß. 
Weil der dazu gebrauchte Feuerstein auf slavisch „Firns", im Englischen 
„Flint" hieß, so bekam das ganze Gewehr hievon den Namen „Flinte". 
Um die Schußwaffe zugleich als Lanze gebrauchen zu können, wurde an 
der Mündung derselben ein Seitengewehr angeschraubt, das von der Stadt 
Bayonne in Frankreich, wo diese Erfindung aufkam (1640), den Namen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.