Full text: Vaterländische Geschichtsbilder

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apfel und Birnen; erst in der römischen Zeit gelangten die feinere 
Obstzucht und in den germanischen Grenzländern der Weinbau zur 
Einführung. 
Schon in der ältesten Zeit waren die deutschen Weiden berühmt; 
es gab schöne und grasreiche Wiesen in dem Besitze einzelner, außer- 
dem auch Gemeindeweiden. Ans den Gewinn von Hen für den Winter- 
bedarf wurde besonderes Gewicht gelegt. Denn der Deutsche setzte 
feinen Stolz barein, einen guten Viehstand zu haben; nach ihm wurde 
das Vermögen des einzelnen geschätzt. Die Kuh wurde in Zahlung 
genommen als Buße; auch Tribute wurden in Kühen, außerdem in 
Ochsenhäuten geleistet. Aber auch als Zugtiere wurden Kühe nnd Ochsen 
verwendet; noch die fränkischen Könige fuhren in einem mit Ochsen 
bespannten Wagen. Weniger Wert legte man dagegen auf Ziegen- 
und Schafzucht, noch weniger anf Geflügelhaltung, doch war die Gänsezucht 
früh und weit verbreitet. Das wichtigste Haustier neben dem Rinde war 
das Pferd, an dem Tacitns zwar Schönheit vermißt, das Cäsar klein 
nnd unansehnlich nennt, dessen Arbeitstüchtigkeit aber anerkannt wird. 
Das edelste aller Gewürze, das Salz, quoll den Deutschen aus 
ihrem vaterländischen Boden hervor, nnd sie schätzten dasselbe so sehr, 
daß bisweilen zwischen zwei deutschen Völkerschaften Streitigkeiten und 
Kämpfe um den Besitz von Salzquellen entstanden. Auch das nützlichste 
aller Metalle, das Eisen, hat wohl hier und da der deutsche Boden schon 
geliefert, doch ruhte das meiste Metall noch in seinem Schöße und harrte 
der hebenden Hand. 
Unsere Vorfahren liebten ihr Land über alles, weil sie als freie 
Männer darin geboren waren, und weil des Landes Beschaffenheit ihre 
Freiheit schützen half. Die Wälder und Sümpfe schreckten den Feind; 
die Jagd auf wilde Tiere stählte die Körper der Männer, und bei ein- 
facher, natürlicher Kost wuchsen sie zu so hohen Gestalten empor, daß die 
andern Völker sie staunend bewunderten. 
Kohlrausch. 
II. 
Die ausführlichste Kunde über die Germanen gibt uns Tacitns, 
der ernste und strenge Geschichtsschreiber der Römer, in seiner Germania. 
Gestalt und Ansehen derselben schildert er ganz wie Cäsar: außerge- 
wohnliche Körpergröße, breite Schultern, mächtige Brust, weiße Hautfarbe, 
blaue Augen, langes, rötlich blondes Haar machten den Germanen znm
	        
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