Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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Die Neuzeit. 
als Lehrer an die Universität zu Wittenberg berufen. Bald verknüpfte 
ihn mit Luther das Band inniger Freundschaft, das erst durch den Tod 
gelöst wurde. Er starb 1560. 
Man nannte Melanchthon denLehrerDeutschlands; aus allen Ländern 
eilten Schüler zu ihm. Luther bezeichnet seine und Melanchthons Wirksamkeit 
für die Reformation also: „Meister Philipp fährt säuberlich und stille daher, bauet 
und pflanzet, säet und begießet mit Lust, nach dem ihm Gott seine Gaben so 
gar reichlich gegeben. Ich aber muß Klötze und Stämme ausreuten, Dornen 
und Hecken umhauen, Bahn brechen und zurichten." Durch seine große Gelehr- 
samkeit, besonders in der griechischen Sprache, sowie durch seine Milde und ruhige 
Besonnenheit war er vorzüglich geeignet, Luther in seinem schwierigen Werke zu 
unterstützen. 
Luthers Lehre war schon weit verbreitet. Die evangelische Kirche 
wurde zuerst in Sachsen eingeführt. 1525 starb Friedrich der 
Weise, auf dem Sterbebette ließ er sich das heilige Abendmahl in bei¬ 
derlei Gestalt reichen; sein Bruder, Johann der Beständige, bekannte 
sich mit seinem Sohne Johann Friedrich öffentlich zur neuen Lehre. 
Bald trat auch Philipp der Großmütige von Hessen über, ebenso 
Alb recht von Brandenburg, Herzog in Preußen, die Herzöge von 
Mecklenburg, Pommern, Braunschweig - Lüneburg, der 
Fürst von Anhalt und die Grafen von Mansfeld. Unter den deutschen 
Städten nahmen am ersten Magdeburg, Hamburg, Frankfurt 
am Main, Straßburg und Nürnberg die neue Lehre an. 
Das Cölibat und die Klöster wurden in den evangelischen Ländern 
ausgehoben; der Gottesdienst wurde in der Landessprache abgehalten, das 
Abendmahl in beiderlei Gestalt gereicht. Großen Einfluß auf die Er- 
weckung und Verbreitung des evangelischen Glaubens übte das um diese 
Zeit entstandene deutsche Kirchenlied, das bald in Kirchen, Häusern 
und aus Gassen gesungen ward und unzählige Herzen, ja ganze Städte 
wie im Sturme für die Reformation gewann. Um der großen Unwissen- 
heit bei dem Volke, wie auch bei den Geistlichen zu steuern, verfaßte 
Luther (1529) den großen und kleinen Katechismus, die zu den 
symbolischen Büchern der lutherischen Kirche gerechnet werden. 
b. Zwmgli. Gleichzeitig mit Luther, aber unabhängig von ihm, 
begann auch Ulrich Zwingli (geb. 1484) das Werk der Reformation. 
Als Prediger in Zürich lehrte er das lautere Evangelium, zeugte wider 
den Ablaß, die Verderbnis der Geistlichen und andere Mißbräuche der 
Kirche. Der Rat und die Bürger Zürichs waren von der Wahrheit 
der Lehren Zwinglis so überzeugt, daß allen Züricher Geistlichen geboten 
wurde: „Es sollen alle Pfarrer ihre Lehre einzig nach der Bibel beweisen, 
die Neuerungen und menschlichen Erfindungen aber weglassen." Auf
	        
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