Deutschland nach den Freiheitskriegen.
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fällt in mehrere Regierungsbezirke, diese wiederum in Kreise.
Die Provinz wird durch einen Oberpräsidenten, ein Regierungsbezirk
durch eine Regierung, der Kreis durch einen Landrat verwaltet.
Die Mil it ä r v er fa ssun g beruht auf der von Scharnhorst eingerichteten
allgemeinen Dienstpflicht und ist mit geringen Verbesserungen
dieselbe geblieben. Die Heeresmacht zerfällt in das stehende Heer,
die Landwehr und den Landsturm. Trotz der großen Ausgaben
für das Kriegsheer war es dem Könige möglich, jährlich bedeutende
Summen zur Hebung des Landbaues, der Gewerbe und zur Anlage
von Chausseen und Eisenbahnen anzuwenden. Ein höchst wichtiges Er-
eignis war ferner die Errichtung des Zollvereins, welchen Preußen
mit vielen deutschen Staaten abschloß. (1. Januar 1834.) Durch denselben
wurden für die beigetretenen Staaten die hemmenden Schranken des
Handels aufgehoben und die kleineren Staaten enger mit Preußen ver-
bunden. Große Sorge verwendete die Regierung auf die V o l k s b i l d u n g.
Die Hochschulen zu Wittenberg und Halle wurden zu der neuen Univer-
sität Halle-Wittenberg verbunden, und die Universität Bonn wurde
neu gegründet. Namentlich aber hob die Regierung das Volksichul-
wesen. Der Grundsatz der allgemeinen Schulpflichtigkeit
wurde aufs neue eingeschärft; kein Kind sollte konfirmiert werden, wenn
es nicht die notwendigsten Schulkenntnisse erworben hätte. Das preußische
Schulwesen stand bei fremden Völkern in solchem Rufe, daß viele der-
selben Beamte schickten, um dasselbe näher kennen zu lernen. Sehnlichst
wünschte der König eine Vereinigung der Lutheraner und Reformierten
zu einer evangelischen Landeskirche; er führte deshalb im Jahre 1817
bei Gelegenheit der Jubelfeier der Reformation die Union, d. i. Ver-
einigung der beiden evangelischen Kirchen in Preußen ein. Dieselbe fand
bei dem größten Teile der Bevölkerung freudige Aufnahme; auch andere
deutsche Staaten führten sie ein.
In seinem häuslichen Leben gab der König dem Volke das Vorbild
eines schlichten Mannes, voll Wahrhaftigkeit und Gottesfurcht. Bis in
sein hohes Alter hinein konnte er zum Heile seines Volkes thätig sein.
Im Tode wurde der König mit seiner geliebten Luise wieder vereint.
Zwei herrliche Denkmäler im Mausoleum zu Charlottenburg zeigen dem
Volke die Züge des heißgeliebten Herrscherpaares.
c. Friedrich Wilhelm IV. war 1795 geboren. Seine Mutter, die
Königin Luise, entwickelte in seinem empfänglichen Gemüte den Sinn
für alles Schöne und Edle und erzog ihn früh zu wahrer Gottesfurcht.
'Seine Kindheit fiel in die Leidenszeit Preußens, sein Jünglingsalter da¬
gegen in die Zeit der herrlichen Wiedergeburt, an welcher er selbst
thätigen Anteil nahm. Im Jahre 1813 folgte er seinem Vater nach