Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

Der peloponnesische Krieg. 
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der Krieg seinen Fortgang nahm. Erst, nachdem der Krieg zehn Jahre 
gewütet, kam ein vorläufiger Friede zustande. 
Als die Pest ausbrach, wandte sich die Wut des Volkes gegen Perikles, 
den man für den Urheber dieses Unglücks hielt. Er wurde seiner Würden 
entsetzt und zu einer Geldbuße verurteilt. Auch verlor er an der Pest seine Schwester 
und einen Sohn, bewahrte aber noch seine Fassung: als er indes auch seinem 
letzten Sohne den Totenkranz aussetzen mußte, brach der sonst so starke Mann 
weinend zusammen. Das Volk erkannte sein Unrecht und gab Perikles seine 
Würden zurück. Da ergriff die Pest auch ihn selbst. Neben seinem Krankenlager 
saßen athenische Bürger und rühmten seine Verdienste um den Staat. Sterbend 
richtete sich Perikles noch einmal auf und rief: „Ihr vergeßt das Beste: kein 
Athener hat meinetwegen ein Trauergewand angelegt!" 
b. Wiederausbruch des Krieges. Auf den weiteren Verlauf des Krieges 
hat niemand so großen Einfluß ausgeübt wie der Athener Alcibiades, 
ein Verwandter des Perikles. Er war reich, schön und gebildet, ein 
trefflicher Redner und ein Held in der Schlacht, ein Liebling des Volkes, 
das ihm die tollsten Streiche, welche er in seinem grenzenlosen Leichtsinn 
beging, gern verzieh. Auf seinen Rat schickten ihn die Athener mit einer 
Flotte nach SiciUen, damit er dort einige Städte gegen die mit den 
Spartanern verbündete Stadt Syrakus unterstütze. Damit war der 
pelop'onnesische Krieg wieder eröffnet. Bevor aber die Flotte 
auf Sicilien landete, wurde Alcibiades zurückgerufen. In der Nacht vor 
der Abfahrt der Flotte waren nämlich in Athen sämtliche Hermessäulen 
verstümmelt. Alcibiades wurde der Teilnahme an dieser Frevelthat be¬ 
schuldigt und jetzt vor den Richterstnhl gefordert. Er gehorchte; unter¬ 
wegs aber entfloh er und ging nach — Sparta. Als er hörte, leine 
Mitbürger hätten ihn zum Tode verurteilt, sagte er lächelnd: „Bald 
gedenke ich ihnen zu zeigen, daß ich noch lebe." Auf ftine Veranlassung 
sandten die Spartaner der Stadt Syrakus Hülfe. Da wandte sich das 
Glück von den Athenern. Die Spartaner schlössen sie in dem Hafen von 
Syrakus ein; die Athener mußten ihre Schiffe im Stiche lassen und den 
Rückzug zu Lande antreten; sie wurden eingeholt und fast alle nieder- 
gemacht, ihre Feldherren hingerichtet, und der Rest des Heeres ward in 
Steinbrüche eingeschlossen und dem Hungertode preisgegeben. Aber 
bald fingen die Spartaner an, dem schlauen Athener zu mißtrauen, und 
beschlossen, ihn aus dem Wege zu räumen. Da flüchtete Alcibiades zu 
dem persischen Statthalter TissapHernes nach Kleinasien und gewann 
diesen für ein Bündnis mit Athen. Dadurch versöhnte er auch seine 
Landsleute, sie ernannten ihn wieder zum Oberbefehlshaber. Mit Alci¬ 
biades kehrte auch das Glück zu den Athenern zurück, sie schlugen die 
Spartaner zu Wasser und zu Lande. Nach solchen Thaten konnte Alci- 
biades den Wunsch, seine Heimat wiederzusehen, nicht länger unterdrücken.
	        
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