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Das Altertum.
9. Zeit der Bürgerkriege in Rom.
1) Marius und Sulla.
a. Cimbern und Teutonen. Ums Jahr 113 v. Chr. wurde der
römische Staat erschüttert durch einen Angriff der Cimbern und Teutonen.
Dies waren deutsche Völkerschaften, die mit Weib und Kind und aller
beweglichen Habe ihre Heimat verlassen hatten, um sich im Süden bessere
Wohnsitze zu suchen. Sie erschienen vor den Ostalpen, besiegten dort
ein römisches Heer und wandten sich dann nach Gallien, wo die Römer
Besitzungen hatten. Auch hier schlugen sie nacheinander vier römische
Heere, und ganz Rom zitterte vor diesen Feinden mit den riesenhaften
Leibern, der unvergleichlichen Körperkraft und der unwiderstehlichen
Kampfeswut. Nur einer konnte jetzt Rom retten, das war Marius.
Dieser stammte aus einer Bauernfamilie und war ohne Unterricht auf-
gewachsen; aber er besaß eine große Körperkraft und einen unerschrockenen
Mut und hatte sich bereits hohen Kriegsruhm erworben. Sobald ihm
der Oberbefehl übertragen war, zog er zuerst gegen die Teutonen, die
von Gallien aus in Italien einbrechen wollten. An der Rhone schlug
er ein verschanztes Lager auf. Seine Krieger sollten sich zuerst an den
fürchterlichen Anblick und das wilde Kriegsgeheul dieser Barbaren ge-
wohnen; deshalb ließ er sich durch keine Herausforderung zum Kampfe
verleiten. Endlich zogen die Teutonen an dem römischen Lager vorbei
nach Italien; dabei fragten sie höhnisch die römischen Soldaten: „Habt
ihr auch etwas an eure Frauen in Rom zu bestellen?" Sechs Tage
währte der Zug. Dann verließ auch Marius sein Lager, eilte ihnen auf
102 Seitenwegen nach und brachte ihnen bei Aqua Sextiä (dem heutigen
v' 6<g' Aix, sprich Ähs!) eine vollständige Niederlage bei. 100 000 Teutonen
sollen erschlagen oder gefangen worden sein; ihr König Teutobach geriet
in Gefangenschaft. Er war nach der Erzählung der Römer so groß, daß
er über alle Siegeszeichen hinwegragte, und dabei so gewandt, daß er
über vier bis sechs neben einander gestellte Pferde wegspringen konnte.
Die Cimbern hatten unterdessen die Alpen überschritten. Staunend
sahen die Römer, wie die Fremdlinge aus ihren großen Schilden über
Eis und Schnee von den Bergen rutschten und Bäume ausrissen und
in die Alpenströme warfen, um sich dadurch den Übergang zu ermög-
liehen. Das römische Heer, welches ihnen entgegengeschickt war, wich
zurück; da eilte ihm Marius zu Hülse. Auf der raudifchen Ebene
101 bei Vercellä wurden die Cimbern gänzlich aufgerieben. Rom war
v. Chr. gerettet. Den MaMs aber nannten seine Mitbürger den dritten
Gründer Roms.