62 Das Mittelalter.
daner hat die Pflicht, wenigstens einmal im Leben dorthin zu wandern
und am Grabe des Propheten zu beten.
c. Mohammeds Lehren waren aus den Grundlehren der heidnischen,
jüdischen und christlichen Religion zusammengesetzt. Er lehrte einen ewigen,
durch ihn aufs neue offenbarten Gott, Allah, den Schöpfer und Erhalter
der Welt, eine Auferstehung der Toten und ein ewiges Leben. Moses
und Jesus ließ auch er als Propheten gelten, stch selbst aber nannte er
den größten und letzten Propheten. Seine Lehren stnd in dem Koran,
dem heiligen Buche der Mohammedaner, enthalten.
Die Vorstellungen der Mohammedaner über das Leben nach dem Tode
sind höchst sinnlich. Schattenreiche Gärten mit wohlschmeckendem Obste, uner-
meßliche Schätze, prächtige Kleider und Pferde, ausgesuchte Speisen und Getränke,
das sind die Freuden, welche den frommen Mohammedaner erwarten. — Täglich
fünfmal müssen die Anhänger Mohammeds sich waschen, danach beten, das Gesicht
nach Mekka wendend; am Freitage, ihrem heiligen Feiertage, ist gemeinschaftlicher
Gottesdienst. Die Beschneidung und das Verbot des Schweinefleisches sind aus
dem Judentum herübergenommen. Auch der Genuß des Weines ist nicht gestattet,
wohl aber die Vielweiberei. Beten führt auf halbem Wege zu Gott, Fasten
bringt an den Eingang des Himmels, und Almosen öffnen die Thür. Aber
für den Glauben in der Schlacht streiten und Feinde töten, das führt zur höchsten
Seligkeit.
d. Die Kalifen. Die Nachfolger und Stellvertreter des Propheten,
Kalifen genannt, unterwarfen das Perser reich bis zum Indus,
ebenso Syrien, Pbönicien und Palästina, erstürmten 637
Jerusalem und erbauten an der Stelle des Tempels eine Moschee.
Dann überschritten sie die Landenge von Suez und unterwarfen Ägypten.
Die ganze Nordküste Afrikas ward dann in raschem Siegeslaufe ge-
Wonnen. Ja, sie setzten sogar über die Straße von Gibraltar, eroberten
ganz Spanien und machten damit dem Westgoten reiche ein Ende.
(711.) Dann überschritten sie auch die Pyrenäen und fielen verheerend
in Frankreich ein. Boten über Boten erschienen bei Karl, dem Major-
domus (S. 64) der Franken, und flehten um Hülfe. Karl zog ihnen
in die Ebene an der Loire (fpr. Loar) entgegen und lieferte ihnen zwischen
732 Tours und Poitiers ') eine achttägige Schlacht. Der arabische Statt¬
halter und viele Tausende der Feinde bedeckten das Schlachtfeld. Die
Araber zogen eiligst nach Spanien zurück; das Frankenland war frei.
Karl hatte nicht nur seine Franken umsichtig geführt, sondern auch selber
tapfer dreingeschlagen; dafür gab man ihm den Ehrennamen M a r t e l l,
d. i. Hammer.
*) Spr. Tuhr und Poatje!