Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

Ötto der Große. 
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ein Bistum zu errichten. Dann wurden die Fahnen erhoben, und kämpf- 
begierig verließen Ottos Krieger das Lager. Auf weiten Wegen umgingen 
die Ungarn die Deutschen und sielen sie von vorn Und im Rücken an. 
Anfangs schienen sie zu siegen; dann aber drang Konrad vor, um 
seinen früheren Abfall wieder gutzumachen. Wo er mit seinen Franken 
einHieb, da ergossen sich die Scharen der Ungarn in wilde Flucht. Abends 
aber fand man ihn unter den Gefallenen. Den Hauptangriff leitete 
Otto selbst. „Wahrlich," so sprach er zu seinen Kriegern, „wir müßten 
uns schämen, wollten wir, nachdem wir Europa uns unterthan gemacht 
haben, unser Reich den Feinden zu Lehen geben. Darauf ergriff er den 
Schild und die heilige Lanze und sprengte zuerst in die Feinde hinein, 
Streiter und Führer zugleich. Bald stürzten sich die Ungarn vor dem 
ritterlichen Heere in die Flucht. Viele flüchteten sich auf ihren ermüdeten 
Pferden in die Dörfer, die in der Ebene lagen; dann folgten ihnen die 
Deutschen, steckten die Stätten an, und die Flüchtigen fanden den Tod 
in den Flammen. Viele eilten an Augsburg vorbei und fanden ein klägliches 
Ende im Lech. Otto gewann das ganze Lager samt allen Gefangenen 
und verfolgte die Feinde die Donau hinab bis Regensburg. Hier 
wurden nach strengem Gerichte viele vornehme Ungarn an den Galgen 
gehängt. Otto gab Gott die Ehre für den Sieg und zog mit seinem 
Heere in festlichein Zuge zu allen Kirchen der Stadt. 
g. Erwerbung der Kaiserkrone. Otto zog zum zweitenmal nach 
Italien, als der Papst von Feinden bedrängt wurde und ihn um 
Hülfe anrief. Er besetzte Mailand und erhielt hier die eiserne Krone 
der Lombarden. Dann zog er als Bundesgenosse des Papstes in Rom 
ein und wurde hier mit seiner Gemahlin Adelheid in der Peterskirche 
zum römischen Kaiser gesalbt und gekrönt. Damit hatte er das 962 
Ziel seiner Wünsche erreicht, und seitdem galt der deutsche König berechtigt, 
aus der Hand des Papstes die Kaiserkrone zu empfangen. Auf späteren 
Zügen drang er bis Unteritalien vor und beschloß, durch die Verheiratung 
seines Sohnes Otto mit einer griechischen Prinzessin die ganze Halbinsel 
zu gewinnen. Bald darauf fand die Vermählung statt. 
h- Tod. Nach sechsjähriger Abwesenheit hielt Otto I. in Quedlin- 
bürg einen glänzenden Reichstag. Hier am Grccke seiner Eltern erschienen 
Gesandte des Dänenkönigs, der Böhmenherzog und der Erzbischof von 
Prag; selbst die Ungarn sandten Geschenke. Da mahnte ihn der Tod 
des getreuen Hermann Billung an die Vergänglichkeit alles Irdischen. 
Er reiste nach Memleben; hier, wo sein Vater die Augen geschlossen 
hatte, sollte auch er ein rasches Ende finden. Während eines Gottes- 
dienstes sank er matt zusammen. Im Dome zu Magdeburg ruht Otto I., 973 
der glänzendste und mächtigste unter den deutschen Kaisern.
	        
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