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bedeckten das Schlachtfeld; fast alle noch lebenden österreichischen
Ritter, mehr als 1300, ergaben sich, und auch Friedrich der Schöne
mußte nach tapferster Gegenwehr die Waffen niederlegen und wurde
auf die Burg Trausuitz in ritterliche Haft verbracht.
Tie Schlacht bei Mühldorf war die letzte ohne Anwendung von Feuer-
waffen geschlagene Ritterschlacht aus deutschein Boden.
Mit dem nächsten Jahre begann für Ludwig eine verhängnisvolle
Zeit. In Papst Jo hann XXII., der zu Avignon (seit 1308 die
Residenz der Päpste) residierte, trat ihm ein neuer Feind aus.
Wenige Monate nach der Schlacht bei Mühldorf sandte Ludwig
einen Statthalter für die Lombardei und Toskana an der Spitze
eines Heeres nach Italien. Dieser leistete den Mailändern, welche
von des Papstes und seiner Verbündeten Trnppen schwer bedrängt
wurden, Hilfe und ließ die Stadt Mailand, nachdem er die Auf¬
hebung ihrer Belagerung erreicht hatte, seinem königlichen Herrn
huldigen.
Hiednrch wurde der Papst schwer gereizt. Er erklärte Ludwigs
Königtum als eine Anmaßung und gebot ihm bei Strafe des Kirchen-
bannes, binnen 3 Monaten die Krone niederzulegen und alle Reichs-
Handlungen zu widerrufen. Ludwig unterwarf sich nicht; aber er
schickte Gesandte nach Avignon, welche Ausgleich und Versöhnung *324
erzielen sollten. Doch vergebens; der Papst sprach Über Ludwig den
Bann uUd über seine treuen Unterthanen das Interdikt ans.
In der Bannbulle versagte der Papst Ludwig jeden Titel und nannte
ihn nur den „Bayern", welche Bezeichnung dann zum ehrenvollen
Beinamen Ludwigs ward.
Statt des gebannten Ludwig suchte der unter französischem Ein-
slusse stehende Papst den König Karl IV. von Frankreich, der nach
der deutschen Krone lüstern war, zum deutschen König zu erheben.
Obgleich Volk und Städte in standhafter Treue Ludwig dem
Bayern anhingen, war doch seine Lage eine mißliche. Friedrichs des
Schönen Bruder, Herzog Leopold von Österreich, setzte gegen ihn den
Krieg fort, und rings erhoben sich auf Veranlassung des Papstes
neue Feinde gegen Ludwig und seinen ältesten Sohn Ludwig den
Brandenburger, den er 1324 mit der erledigten Mark Bran- 1324
deuburg belehnt hatte. In dieser Bedrängnis versöhnte sich 1325
Ludwig mit Friedrich dem Schönen in Transnitz und gab ihm ohne
Lösegeld die Freiheit. Friedrich verzichtete aus die Königswürde und
versprach, seinen Bruder zum Frieden mit Ludwig zu bewegen. Als
ihm dieses nicht gelang, stellte er sich freiwillig wieder zur Haft in
München. Doch Ludwig nahm ihn als Freund auf und schloß sogar
mit ihm einen Vertrag, gemäß welchem beide Fürsten das Reich be-
sitzen und regieren sollten wie eine Person. Die Durchführung
dieses Vertrages scheiterte aber an dem Widerspruche der Kurfürsten.
Nach dem 1326 erfolgten Tode Leopolds von Österreich gedachte
Ludwig, wie seine Vorgänger, die lombardische und römische Krone