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zichtete auf Polen. Nach seinem Tode (1766) fiel Lothringen an
Frankreich. Der Herzog Franz Stephan von Lothringen
(der Gemahl Maria Theresias, Karls VI. Tochter,) ward mit dem
Großherzogtum Toskana entschädigt. Österreich trat Neapel und
Sizilien an den Infanten Don Carlos, zweiten Sohn des Königs
Philipp V. von Spanien, ab und erhielt dafür Parma, Piacenza
und Mantna.
Mel)r aber als alle Verschwendung des Hofes schadete Bayern
der Krieg Karl Albrechts um den Besitz der österreichischen
Monarchie.
Kaiser Karl VI., welcher keine männlichen Nachkommen besaß,
hatte 1713 die sog. „Pragmatische Sanktion" erlassen, eine
Ergänzung des von Ferdinand II. gegebenen Hausgesetzes über die
Erbfolge, in welchem die Unteilbarkeit der österreichischen Monarchie
und die Erbfolge seiner Tochter Maria Theresia ansge-
sprachen war.
Als nach Karls VI. Tode (1740) seine durch Klugheit und
Herrschergaben, Schönheit und Tugend ausgezeichnete Tochter Maria
Theresia den österreichischen Thron bestieg, machte K a r l A l b r e ch t,
der die Pragmatische Sanktion nie anerkannt hatte, Erbrechte aus
Österreich geltend. Hauptsächlich berief er sich auf seine Abstam-
mung von Anna, Tochter Ferdinands I. und Gemahlin des Herzogs
Albrecht V. (s. S. 135), aber auch auf das Erbrecht seiner Ge-
mahlin Maria Amalie, obwohl er bei seiner Vermählung ausdrück-
lich auf alle Erbansprüche verzichtet hatte.
Seine Ansprüche wurden jedoch zurückgewiesen, und Karl Albrecht
beschloß nun den Krieg, welcher nach seiner Veranlassung der öfter-
reichische Erbfolgekrieg genannt wird.
Zugleich mit Karl Albrecht erhob auch der Kurfürst von Sachsen und
König von Polen, Karl August, der gleichfalls mit einer Tochter
Josephs I. vermählt war, Ansprüche auf Österreich.
Jer österreichische Kröfotgekrieg.
1740-1748.
Die drohende Stellung Karl Albrechts gegen Österreich beschleunigte
in Friedrich iL, König von Preußen, den Entschluß, die schleichen
Fürstentümer Liegnitz, Brieg und Wohlau und das Herzogtum Jägern-
dorf, auf welche er alte Erbansprüche erhob, an sich zu bringen. Er
eröffnete noch im Winter 1740 den ersten schleichen Krieg 170
und eroberte Niederschlesien (Schlacht bei Mollwitz 1741).
Seine Erbansprüche gründete Friedrich II. auf eine Erbverbrüderung,
welche Kurfürst Joachim II. (1535—1571 mit dem Herzog Fried-
rich II. von Liegnitz und Brieg abgeschlossen hatte (1537), und be¬
züglich des Herzogtums Jägerndorf daraus, daß dieses ehemals im
Besitze des Markgrasen Johann Georg, eines Hohenzollern, gewesen,
welchen Kaiser Ferdinand II. als Bundesgenossen Friedrichs V. von
der Pfalz geächtet hatte, x
Zitzlsperger, Bayerische Geschichte. 10. Aufl. 11