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nahm Ludwig nach erreichter Volljährigkeit dauernd feinen Sitz in
Bayern als Herrfcher. Er suchte die Wohlfahrt feines Reiches durch
eme Regierung im Geiste fernes Großvaters zu fördern Wie Karl
der Große für fein Reich, fo fetzte Ludwig auch für Ostfranken ein
Hofgericht ein und stellte an dessen Spitze einen Pfalzgrafen Da^
Amt der Königsboten schaffte er ab. Er machte Regensburg zu
seiner Hauptstadt und verschaffte dadurch Bajuwarien eine
bevorzugte, gewissermaßen herrschende Stellung im oft-
fränkischen Reiche.
Wie er Bayern als den Kern Oftfrankens betrachtete, fo nannte
er sich auch in den ersten Jahren seiner Regierung urkundlich „König
der Bajuwarier" (Bajuwariorum rex) und nach der Teilung
zu Verduu „Köuig des östlichen Frankenreiches."
Kämpfe ^ mit den flamfchen Völkern an der Ostgrenze seines
Reiches, sowie die Einfälle der Normannen, welche bis Hamburg
vorgedrungen waren, störten den Frieden feiner Regierung.
Auch mit feinem ränkesüchtigen Stiefbruder, Karl dem Kahlen
von Westfranken, wurde Ludwig uuems. Als 869 der Zweite Sohn
Kaiser Lothars I., Lothar II. von Lothringen, starb, lag Ludwig der
Deutsche in Regensburg todkrank darnieder. Karl der Kahle be-
nützte diesen Umstand und ergriff Besitz von Lothringen. Da-
869 mit begann ber durch ein Jahrtausend währende Streit um das
Deutschland unb Frankreich gleich wichtige Lanb im Mosel- unb Maas¬
gebiete. Durch ben Vertrag zu Mersen (870) würbe ber Haber
Zwischen Ludwig dem Deutschen und Karl dem Kahlen beigelegt.
Ludwig erhielt den östlichen Teil (Dentsch-Lothringen, zu welchem
das Elfaß und das nördlich davon gelegene Rhein- und Mofelgebiet
samt Friesland, fowie die Städte Bafel, Straßburg, Metz, Trier,
Koblenz, Köln, Aachen und Utrecht gehörten); Karl bekam den west-
liehen Teil (Französisch-Lothringen, Burgund und die Provence).
Aber noch einmal kam der Bruderzwist zum Ausbruch. Lo-
thars I. ältester Sohn, Kaiser Ludwig II., war 875 ohne männ-
ltche Erben gestorben. Italien und die Kaiserkrone gebührten Ludwig
dem Deutschen. Aber der hinterlistige Karl der Kahle kam ihm zu¬
vor, eilte nach Italien und ließ sich dort zum römischen Kaiser und
lombardischen König krönen. Der hochbetagte Ludwig zog gegen ihn
876 zu Feld, schloß aber schon bald daraus (876) sein thatenreiches Leben.
Leutselig, fromm, einfach, streng und gerecht, war er ein Abbild ger¬
manischen Wesens gleich seinem großen Ahnen und ein würdiger
Nachkomme desselben.
Seine drei Sohne schlössen einen Friedens- und Teilnngs-
vertrag, nach welchem Karlmann Bayern, Kärnten, Mähren,
Böhmen und Frianl, Ludwig Franken, Sachsen, Thüringen, Fries-
land und Lothringen, Karl der Dicke Alamannien mit dem Elsaß
erhielt.
Karlmanns erste Aufgabe war, Karl den Kahlen zu bekriegen.