zu bauen, daß sie das untere überragten. Zuweilen ragte sogar das 
zweite Obergeschoß noch über das erste, ebenfalls schon überragende 
hervor. So ließen die Häuser nur wenig Licht in die Gasse. An 
trüben Tagen mußte man in den Räumen zu ebener Erde auch während 
des Tages Licht anzünden, bei Regenwetter aber konnte man wohl an 
den Häusern hingehen, ohne von einem Tropfen getroffen zu werden. 
Die Straßen waren noch uugepflastert. und bei Regen bildeten 
sie oft einen bodenlosen Sumpf, in dem einem wohl die Schuhe stecken 
bleiben konnten. Wenn die Ratsherren nach dem Rathause gingen, 
zogen sie des Schmutzes wegen über die Schuhe Holzpantoffeln, die sie 
vor dem Beratungszimmer stehen ließen. In Frankfurt am Main er¬ 
klärten einst die Domherren, nur daun zu einer Versammlung erscheinen 
zu wollen, wenn der Schmutz der Straßen es gestatte. 
Noch schlimmer wurde der Zustand der Straßen durch die Schweine, 
die zuweilen aus den Ställen auf die Straße gelassen wurden und 
dann nach Belieben Locher wühlten, in denen das Regenwasser sich 
sammelte. Wer des Nachts dnrch solche Straßen gehen mußte, lies 
Gefahr, die Beine zu brechen. denn eine Straßenbeleuchtung gab es 
noch nicht. Nur wenn der Kaiser oder der Fürst des Landes oder sonst 
ein hoher Besuch in die Stadt kam. erließ der Rat wohl den Befehl, 
daß jeder Bürger des Abends eine Laterne vor seiner Hausthüre auf¬ 
hängen solle. Dann wurden wohl auch die schlimmsten Straßen ein¬ 
geebnet und alle Straßen dicht mit Stroh belegt, damit sie einen mög¬ 
lichst saubern Anblick böten. Und der Dünger, den man wochenlang 
im Freien vor den Stallthüren aufgehäuft hatte, mußte dann aufs 
Feld hinausgeschafft werden. 
Straßenpflaster gab es in den größeren und reicheren Städten 
erst seit dem 14. Jahrhundert; abgelegenere Gassen und die Gassen 
der kleineren Städte blieben noch lange uugepflastert. Schleuseu gab 
es nicht. Regenwasser uni) allerlei Unrat ans Häusern und Ställen 
flössen auf der Straße dahin, unerträglichen Gestank verbreitend. 
Der Bürger legte vor seiner Hausthür wohl ein paar hölzerne Pfosten, 
um den Zugang zum Hause zu erleichtern; auch da, wo Straßen sich 
kreuzten, erleichterten wohl Holzpfosten den Übergang über den Schmutz. 
Später stellte man oft wenigstens für die Fußgänger in der Mitte der 
Straße einen schmalen gepflasterten Weg her, den sogenannten Bürger¬ 
steig. 
In die schmutzigen und engen Gassen der rings von einer Mauer 
eingeschlossenen Stadt fand die frische Luft der Fluren und Wälder 
wenig Eingang, und so war es nicht zu verwundern, daß in den mittel¬ 
alterlichen Städten oft ansteckende Krankheiten ausbrachen, die 
Tausende von Opfern forderten. 
Auch Feuersbrünste waren in diesen Städten häufig und legten 
oft ganze Städte oder Stadtteile in Asche. In den engen Straßen 
verbreitete sich das Feuer leicht von einer Seite auf die andere.
	        
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