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XI. Friedens- und Siegesfeier.
1. Des Kaisers Heimkehr. Mit der wärmsten Freude und
Begeisterung begrüßte die Residenzstadt, ja das ganze Vaterland, die
Rückkehr des Kaisers und Königs, welcher, sowie der Friede gesichert
war. die Rückreise antrat. Am 31. Jnli des vorhergehenden Jahres hatte
er Berlin verlassen. Es war eine lange Zeit der Abwesenheit, aber fast
zu kurz erschien sie sür das Große, was erreicht und errungen war.
Was hatte der Heldenkaiser in diesen wenigen Monaten Alles durchlebt!
Welche Anstrengungen hatte er ertragen! Und doch kehrte er in voller
Fnsche in die Mitte seines jubeludeu Volkes zurück.
Von Saarbrücken an hatten sich an allen Haltestellen und Bahn-
Wärterhäuschen die Einwohner der umliegenden Städte und Dörfer
versammelt; die Schuljugend mit ihren Lehrern, Turner, Feuerwehren,
Vereine, Gewerke mit Fahnen, Flaggen und Blumengewinde jauchzten
dem geliebten Landesvater entgegen.
So traf der kaiserliche Zug mit Fahnen und Kränzen geschmückt,
unter dem begeisterten Hurrahrusen einer zahlreichen Menschenmenge in
Berlin ein. Vom Bahnhof fuhr der Kaiser mit seiner hohen Gemahlin
zusammen in einem mit zwei Rappen bespannten Halbwagen nach seinem
Palast. Das Kronprinzliche Paar und die anderen Glieder der König-
lichen Familie folgten. Alle Straßen prankten im schönsten Festschmuck
und waren von Volksmassen dicht gefüllt, welche den glücklich heim-
kehrenden Heldenkaiser und den Kronprinzen begrüßten. Abends strahlte
die Stadt in einem Flammenmeer.
2. Der Kaiser eröffnet den ersten Reichstag. Nachdem nun
Nord- und Süddeutschland zu einem einigen deutschen Reiche vereinigt
waren, berief der Kaiser die Vertreter desselben zu dem ersten Reichstage
zusammen. In dieser Reichsversammlung traten zum ersten Male die
Abgeordneten aus allen Gauen des Vaterlandes zu den Berathungen über
die Angelegenheiten des deutschen Reiches zusammen.
Am 21. März eröffnete Se. Majestät im königlichen Schlosse zu Berlin
den deutschen Reichstag. Er nahm auf dem Throne Platz; die Prinzen
und anwesenden regierenden deutschenFürsten standen zur Rechten und Linken.
Das Reichsschwert, Krone, Zepter und Reichsapfel schmückten den Thron.
Das Erste, was Se. Majestät vor dieser glänzenden Versammlung
aussprach, war demüthiger Dank gegen Gott, daß er mit seiner Gnade
die treue Eintracht der deutschen Bundesgenossen, den Heldenmuth und
die Mannszucht der deutschen Heere gesegnet hatte. Sodann sagte er,
daß der ehrenvolle Beruf des ersten deutschen Reichstages zunächst sein
werde, die Wunden nach Möglichkeit zu heilen, welche der Krieg ge-
schlagen habe, und denen den Dank des Vaterlandes zu beweisen, welche
den Sieg mit ihrem Blute und Leben bezahlt haben.
Der Kaiser schloß mit dem Wunsche: „Möge dem deutschen Reichs-
krieg, den wir ruhmreich geführt, ein nicht minder glorreicher Reichs-
frieden folgen, und möge die Aufgabe des deutschen Volkes fortan darin